Weihnachtsbrief 2020

Liebe Mitglieder, Freunde und Freundinnen des Fördervereins,

am 28.12.1990, also vor 30 Jahren, ging ich an Bord der „Amur“ im Hafen von Lübeck. Mitgeladen waren 12 Tonnen Hilfsgüter für die Schule 23 in Kaliningrad, die Lübecker Schüler und Studenten gesammelt hatten. Zusammen mit der Lübecker Hafengesellschaft war der Kontakt hergestellt worden. Um sicher zu gehen, dass die Hilfsgüter auch bei der Schule ankamen, hatte ich mich entschlossen, mitzureisen. Niemand wollte mich begleiten, also machte ich diese wunderbare, aufregende Erlebnisreise alleine. Nun, allen ist bekannt, dass daraus eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit vielen Bürgern im Kaliningrader Gebiet entstand. 1991, im April, fuhren wir mit 3 Kleinbussen voll Hilfsgütern und 11 jungen Menschen aus Lübeck wieder nach Kaliningrad. Im Sommer kamen Schüler und Schülerinnen sowie der Direktor Lasar Fukson und eine Deutschlehrerin nach Schleswig-Holstein und Lübeck und im Oktober gründeten wir dann den Förderverein. Also feiern wir im nächsten Jahr unser 30-jähriges Jubiläum.

Nun aber ein kleiner Rückblick auf das Jahr 2020, in dem viele unserer Vorhaben ja nicht umgesetzt werden konnten. Aber wir waren nicht untätig!

Im Februar konnten wir zum letzten Mal mit 3 Vorstandsmitgliedern Kaliningrad besuchen und entwickelten damals das Konzept für das Projekt “Altenpflege“, gemeinsam mit unseren zukünftigen Partnern. Details dazu, wie wir trotz aller Schwierigkeiten aktiv sein konnten, sind im Anhang nachzulesen.

Aus unserem Projekt „Haus Chance“, das ja nun schon seit 2003 von unseren bis heute hoch engagierten Pädagoginnen betreut wird, gibt es eine kleine, schöne Erfolgsgeschichte:

Dima war vor 10 Jahren im Haus als zu Betreuender 18-jähriger aufgenommen worden. Er machte eine Kochlehre, war aber damit nicht glücklich. Er interessierte sich eigentlich für Medizin. So halfen ihm die Sozialpädagoginnen, einen Platz in einer Fachschule für Medizin zu bekommen. Nach seiner Abschlussprüfung gelang es ihm, einen Studienplatz an der Medizinischen Universität in Smolensk zu erhalten. Er studierte fleißig, kam regelmäßig zu Besuch in das „Haus Chance“ und in diesem Sommer zeigte er den Betreuerinnen stolz seinen hervorragenden Abschluss: Er ist jetzt Doktor der Medizin und Facharzt für Neurochirurgie!

Auch über die sonstige Arbeit des Projektes mit seinen vielen Facetten kann man auf unserer Website mehr erfahren: www.fuer-kaliningrad.de

Nun zu unserem Projekt „Patenschaften“, das wir seit 1996 durchführen. Hier geht es um ganz persönliche Hilfen für einzelne  junge Menschen in schwieriger Lebenssituation oder auch junge Familien, die von unseren Pädagoginnen weiter betreut werden.  Jeder hier in Deutschland kann für 25 Euro im Monat so eine Patenschaft übernehmen, anonym oder auch im direkten Kontakt. Das Geld wird vierteljährlich ausgezahlt und die jungen Empfänger schreiben dann einen Dankesbrief, der von den Mitarbeiterinnen im Hanse-Office Kaliningrad GmbH übersetzt wird und wir senden ihn dann an die Paten. Wir würden uns gerade jetzt über mehr Patenschaften freuen. Der Bedarf ist groß!

Eine Frage beschäftigt uns zurzeit sehr: Die Öffentlichkeitsarbeit! Früher hatten wir einen sehr guten Kontakt zu den Lübecker Nachrichten, der ist nun leider nicht mehr möglich. Wie können wir unser so langjähriges Engagement für Frieden und Völkerverständigung als Lübecker Verein noch weiterhin bekannt machen? Wie können wir neue Mitglieder gewinnen? Eine Website alleine reicht da doch nicht aus! Aber diese wird nun neu bestückt und ich bitte Euch/ Sie alle, diese auch zu besuchen und Freunde und Bekannte über unsere Arbeit zu informieren. Es gibt ja den alten Spruch „Klappern gehört zum Handwerk“.  Denn wir sind ja auch weiterhin auf Spenden für unsere Projekte angewiesen.

An dieser Stelle sagen wir allen unseren großen, großen Dank, für die Treue und natürlich ganz besonders für die Spenden!

Noch ein Wort zum Kaliningrader Gebiet. Es hat sich zu einem sehr fortschrittlichen beliebten Touristenziel für Bürger aus Moskau und Sankt Petersburg entwickelt. Wer mit uns in den 90-iger Jahren mal dort war, würde die Stadt kaum wiedererkennen. Besonders zu bemerken ist auch die Tatsache, dass sich sehr viele, vor allem junge Menschen, jetzt für die Geschichte dieses Gebietes interessieren. So treffen sich z.B. jeden Samstag eine große Gruppe von Freiwilligen zur Säuberung und Rekonstruierung der Ruine Neman (Ragnit). Eine sehr große ehemalige Burg an der Njemen (Memel), in der Nähe von Sowetsk (Tilsit).

Der Nationalpark Rominter Heide wird gepflegt und für den sanften Tourismus gestaltet.

Das Gebiet erhält eine neue kulturelle Vielfalt!

Sollte es mal wieder möglich sein, wäre ja auch eine gemeinsame Reise durchaus zu realisieren. Unsere Mitarbeiterinnen im Hanse-Office Kaliningrad werden uns sicher gerne dabei unterstützen.

Nun wünsche ich in dieser ganz besonderen Zeit, dass Ihr/ Sie viele frohe Stunden in Zufriedenheit und mit glücklichen Momenten erleben werdet. Allen unseren Mitgliedern wünschen wir Gesundheit und ein Jahr  2021 voller Hoffnung mit positiven Entwicklungen.

Gudrun Schmidt-Kärner

3.-5. Dezember 2019: Russische Delegation in Kiel und Lübeck

20 Jahre Partnerschaft zwischen Schleswig-Holstein und dem Kaliningrader Gebiet müssen würdig gefeiert werden. Das beschlossen die beiden regionalen Regierungen. So fand in Kiel eine wunderbare Veranstaltung am 4.12.2019 auch für die Öffentlichkeit statt.

Hier erst mal der Hintergrund: Im Februar 1999 unterschrieben der damalige Gouverneur des Kaliningrader Gebietes Leonid Gorbenko und unsere ehemalige Ministerpräsidentin Heide Simonis ein Memorandum für eine künftige enge Zusammenarbeit.

Im Jahr 2000 wurde dann auch eine Partnerschaft zwischen dem Landtag Schleswig-Holsteins und der Gebietsduma in Kaliningrad unterschrieben.

Diese Partnerschaft entwickelte sich in den letzten 20 Jahren zu einer intensiven Kooperation. Unterstützend wirkte dabei das Hanse-Office Kaliningrad, unser früheres Hansebüro mit der Direktorin Tatjana Pavlova und ihrer Mitarbeiterin Tatjana Woloschina, die auch die Delegation begleiteten.

Am 3. Dezember 2019 reiste eine Delegation unter Leitung des Gouverneurs Anton Alichanov für drei Tage nach Schleswig-Holstein. Begleitet wurde er u.a. von der Vize-Gouverneurin Natalya Sibireva, der Infrastrukturministerin Elena Dyatlova, dem Kultur- und Tourismusminister Andrey Emnak und der Ministerin für interregionale Beziehungen Alla Ivanova. Zeitgleich reiste eine parlamentarische Delegation unter der Leitung der Kaliningrader Duma-Vorsitzenden Marina Orgejewa mit nach Kiel.

Die Europaministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack freute sich über den Besuch: „Diese hochrangige Delegation aus Kaliningrad unterstreicht den hohen Stellenwert, den beide Seiten dieser Partnerschaft beimessen. Gerade in international politisch schwierigen Zeiten, ist die lebendige Kooperation mit dem Kaliningrader Gebiet von besonderer Bedeutung, selbst wenn es zum Beispiel in rechtsstaatlichen Fragen unterschiedliche Auffassungen

gibt.“

Nach einem umfangreichen Besuchsprogramm folgte am Abend des 4. Dezember der Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Es war die abendliche Festveranstaltung im Kieler Schauspielhaus. Daran nahmen die politischen Spitzen beider Regionen, sowie viele Akteure der Partnerschaftsarbeit teil. Insgesamt waren 400 Gäste anwesend. Mit acht Teilnehmern war auch der Förderverein vertreten, der im Jahr 2021 sein 30-jähriges Jubiläum feiern wird.

 

Hier der Programmablauf des Abends:

Europaministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack und Moderator Udo Biss begrüßen die Gäste. Unsere 1. Vorsitzende Prof. Gudrun Schmidt-Kärner wurde über die langjährigen Tätigkeiten des Vereins befragt.

Musikschule Kiel und Musikschule Kaliningrad untermalen die Feier musikalisch:

Francois Devienne: Trio Nr.5 B-Dur, 1. Satz Allegro poco Agitato

Victoria Baden, Flöte

Uliana Somina, Flöte

Adelia Schalhorn, Flöte

Sergej Rachmaninow: „Elegie“ op.3

Anna Lukiv, Klavier

Russisches Volkslied „Dunjaschenjka lief im Hause herum“ bear. S. Vasilenko

Maria Gritckevich, Sopran

   Larisa Udaltsova, Klavier

  1. Talkrunde:

Anton Alikhanov : Gouverneur der Oblast Kaliningrad

Daniel Günther: Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein

Marina Orgeeva: Vorsitzende der Gebietsduma der Oblast Kaliningrad

Klaus Schlie: Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtags

 

„Die Komödianten“ und das Tilsit-Theater:

Rafaela Schwarzer und Tillmann Dentler musizieren

Vladimir Arkhipov, Boris Kozlovski, Georgii Lazaridi spielen

 

  1. Talkrunde:

Alla Ivanova, Ministerin: Direktorin der Agentur für internationale Beziehungen des Kaliningrader Gebietes.

Prof. Gudrun Schmidt-Kärner: arbeitet für die Partnerschaft seit den frühen 1990er Jahren

Dr. Ulf Kämpfer: Oberbürgermeister der Stadt Kiel,

Irina Belova: ehemalige Praktikantin, hat an einem Austauschprogramm teilgenommen

 

Zwei Videos: Kaliningrad in den 90-er Jahren und heute

  1. Talkrunde:

Natalia Milyavskaya, Kant-Universität

Fred Rasch: Berufsschullehrer am RBZ Technik in Kiel

Elena Gromova und Bernd Günther Nahm, „Territorium Film“

 

Ars Baltica: Marcus Hagemann auf dem Cello spielt Bach und Schostakowitsch

Abschlusschor für alle: Katjusha

Zum Schluss sang dann das gesamte Publikum unter der Leitung von Prof. Gudrun Schmidt-Kärner das russische Volkslied Katjusha, abwechselnd in deutscher und russischer Sprache. Das gefiel den Menschen im Saal, sie sangen kräftig mit!

Nach diesem sehr abwechslungsreichen und informativen Programm wurde zum Empfang geladen und der persönliche Austausch konnte beginnen.

Hier nun einige Fotos: Auf dem lila leuchtenden Gruppenbild sind von links nach rechts folgende Personen zu sehen. Freunde und Mitglieder des Vereins:

Thomas Prigge, Marlene Hensel, hinten Wolfgang Apitz und Jörg Siewers, vorne Mitte Europaministerin Sabine Sütterlin-Waack, daneben Gudrun Schmidt-Kärner, hinten Theo Siebel, wieder vorne Irina Beberniss und hinten Uwe Wendtorff

Am 5. Dezember reiste die Delgation dann nach Lübeck und traf in der Lübecker Hafengesellschaft in Travemünde auf Wirtschaftsvertreter aus Lübeck. Dazu gibt es einen extra Text.

Ostsee-Dialog 2019 – „Gemeinsam sind wir besser“

Am 24. Oktober 2019 luden die Europa-Union Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Europaministerium, dem Landtag und verschiedenen Jugendverbänden ein, um das Thema Ostsee unter dem Motto „Gemeinsam sind wir besser“ zu diskutieren.

Im Lübecker Rathaus haben 50 Teilnehmer*innen diskutiert, welche Herausforderungen zu meistern sind und welche Rolle Ostseezusammenarbeit spielen kann.

Vor dem Beginn des Programms konnten sich die Teilnehmer*innen bei der Ostsee-Info-Messe im Vorraum über Austausch- und Mitmachmöglichkeiten informieren. Wolfgang Apitz, Theodor Siebel und Jörg Siewers haben mit einem Informationsstand und Rollups den Förderverein repräsentiert. Jörg Siewers hat den Verein zusätzlich im Umweltausschuss vertreten.

Das Programm begann mit einer Begrüßung in Form eines Interviews mit der Europaministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack, dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Lübeck Ludger Hinsen, dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtages Klaus Schlie und dem Vorsitzenden der Europa-Union Schleswig-Holstein Uwe Döring. Einig waren sich alle, dass die Ostseezusammenarbeit wichtig ist und dass wir gemeinsam viel erreichen können.

Anschließend ging es in die Diskussionsrunden zu vier Schwerpunktthemen: Partnerschaften, Klimaschutz, Digitalisierung und Sicherheit. Hier gab es zuerst einen Input der Referent*innen – bei der Diskussionsrunde Digitalisierung sogar direkt aus Finnland via Skype – und danach wurde angeregt diskutiert. Gudrun Schmidt-Kärner hat auf Bitte der Landesregierung Schleswig-Holstein die Diskussionsrunde zur Partnerschaft geleitet.

Im Anschluss kamen alle wieder in der Großen Börse zusammen, um Ergebnisse und Erkenntnisse zu diskutieren. Berichterstatter*innen aus jeder Gruppe fassten kurz zusammen, was diskutiert worden war, die anwesenden politischen Akteur*innen wie die Ministerin kommentierten diese und versprachen, die Erkenntnisse mit in ihre Arbeit zu nehmen.

Kurz vor Ende der Veranstaltung stellte sich noch Aline Mayr aus dem Sekretariat des Ostseerates vor und erzählte, welche Jugendaktivitäten da geboten werden. Zum Ausklang gab es die Gelegenheit, bei Getränken und Suppe die Gespräche zum Thema zu vertiefen.

Reise in die Vergangenheit – in der Schiffergesellschaft

Am 23. Oktober 2019 haben über 30 Mitglieder und Förderer des „Förderverein für Jugendbildung und Wirtschaftsbeziehungen Norddeutschland-Kaliningrad e.V.“ an einer „Reise in die Vergangenheit“ im Restaurant Schiffergesellschaft zu Lübeck, Breite Str. 2 teilgenommen.

Unsere Vorsitzende Gudrun Schmidt-Kärner hatte sehr interessante Bilder und Filme aus den Anfängen der Vereinsarbeit in Kaliningrad, 1991 – 2000 aufgefunden und diese Dokumente im Kreis der Förderer und Freunde sowie zahlreicher Zeitzeugen*innen vorgeführt. Das Interesse war sehr lebhaft und so konnten viele Teilnehmer*innen der Veranstaltung ihre Erinnerungen und Erfahrungen austauschen. Für Überraschung sorgten auch russische Freunde, Wassili Issaev kam mit seiner Frau Ludmilla und der Schwägerin, der ehemalige Praktikant Michail Gorodkov nahm ebenfalls teil.

 

 

 

Die Freude über diese Begegnungen war sehr groß. Nach über 2 Stunden waren alle glücklich und zufrieden, Mitstreiter*innen aus vergangenen Tagen wiedergetroffen zu haben. Unser Freund und ehem. Kinderheimdirektor Wassili Issaev hat uns schöne Fotos gesandt, eine kleine Auswahl zeigt uns die gute Stimmung.

Vorstandsmitglieder konnten berichten, dass sich die Wirtschafts- und Lebensbedingungen in Kaliningrad in den letzten Jahren wesentlich verbessert haben.
Wesentliches Ziel der Vereinsarbeit ist die Förderung des zwischenmenschlichen Kontaktes im Sinne der Völkerverständigung für Frieden und Freiheit sowie eine Koexistenz unterschiedlicher Gesellschaftssysteme in gegenseitigem Respekt auf persönlicher Ebene zu ermöglichen.

Weitere Bilder der Veranstaltung finden Sie hier.

Reisebericht nach Kaliningrad vom 22.09.2019 – 27.09.2019 von Frau Prof. Schmidt-Kärner

Teilnehmerinnen: Irina Beberniß, Anya Krebber, Prof. Gudrun Schmidt-Kärner (Verfasserin des Berichtes)

22.09.2019: Flug über Riga nach Kaliningrad, Ankunft im Hotel in Kaliningrad am 23.09.2019 um 0.30 Uhr

23.09.2019: Am Montagvormittag beginnt der Besuch mit einem ersten Gespräch im Hanse-Office über das weitere Programm und den Umzug des Hanse-Office zum Ende der Woche. Mittags halte ich im Deutsch-Russischen Haus einen Vortrag über unser Projekt Haus Chance. Irina übersetzt. Zuhörer sind Teilnehmer/innen einer Kultur- und Sprachreisegruppe der Russlanddeutschen mit internationalen Gästen und auch aus ganz Russland. Das Projekt Haus Chance ruft viele positive Reaktionen hervor. Wir können viele Flyer verteilen. Auch finanzielle Hilfe wird angeboten.

Am Nachmittag erfolgt ein erster Besuch im Haus Chance. Außerdem berichten wir auch über unsere Vereinsarbeit und über die Schwierigkeiten neue und auch junge Mitglieder zu finden. Am Abend geht es dann wieder in das Deutsch-Russische Haus zur feierlichen Eröffnung der Kulturwoche des Verbandes der Russlanddeutschen. An diesem Abend gibt es ein erstes Zusammentreffen mit dem neuen deutschen Generalkonsul Hans-Günter Matern.

24.09.2019: Am Vormittag findet der offizielle Termin im Deutschen Generalkonsulat in Begleitung von Tatjana Pavlova statt. Das ist eine gute Gelegenheit, um den Konsul über unsere Arbeit zu informieren.

Am Nachmittag findet dann ein Treffen mit den jungen Teilnehmerinnen der geplanten Hospitation in Altersheimen Ende Oktober in Lübeck statt. Die jungen Frauen sind motiviert und Jana spricht ein gutes Deutsch und war schon zum Studium in Deutschland. Am Abend treffen wir uns mit 8 ehemaligen Praktikant/innen beim Abendessen zum Gedankenaustausch.

25.09.2019: Fahrt mit Tatjana Pavlova zum Altersheim in den Vorort Otradnoje (Georgenswalde) von Swetlogorsk (Rauschen). Dort gibt es ein kleines Museum des Bildhauers Herman Brachert (1890-1972). Dr. Morosov, der Leiter und Besitzer des Altersheimes berichtet von seinen ersten Monaten in diesem neuen Heim. Er hat es im April 2019 eröffnet. Nachdem er viele Jahre als medizinischer Leiter in verschiedenen Altersheimen tätig war, will er nun ein eigenes neues Konzept entwickeln und sich vor allem um Demenz-Erkrankte kümmern. Das Heim, das erst zur Hälfte belegt ist, wird uns gezeigt und auch die Umgebung, wo die Bewohner bis zur Steilküste an die Ostsee spazieren gehen können. Bei unserem Gespräch geht es um den „Ausbau in der Zusammenarbeit der Altenpflege“ und um die fünftägige Hospitation in Lübeck in der letzten Oktoberwoche 2019.

Um 16.00 Uhr sind wir dann im Museum Königstor in Kaliningrad mit Frau Dr. Nina Peretyaka und der Museumsdirektorin zur „Teestunde mit Karamsin“ verabredet. Nikolai Michailowitsch Karamsin (1766-1826) war ein bekannter russischer Schriftsteller und Historiker. Im Museum Königstor gibt es zurzeit eine große Ausstellung über seine Reisen durch Europa. Er war auch 1789 in Königsberg und traf dort mit Immanuel Kant zusammen. Wir werden durch die sehr informative Ausstellung geführt. An dem im Museum stehenden runden Tisch haben sich auch Wladimir Putin und Gerhard Schröder zur 750 Jahrfeier 2005 getroffen. Es gibt ein Erinnerungsbuch, in das ich mich auf Wunsch der Museumsdirektorin eintrage.

Anschließend fahren wir zu einem Treffen des Kaliningrader Rotary Clubs. Ich wurde kurzfristig gebeten auch dort über das Projekt Haus Chance zu sprechen. Auch hier bekommen wir den Hinweis, dass der Club uns finanziell unterstützen werde.

Am Abend erleben wir den Preview des Films „Kaliningrader/Königsberger Quest“ im Sackheimer Tor, von der deutschen Filmregisseurin Irina Röhrig. Der Film wurde im Rahmen der Russlanddeutschen Kulturwoche gezeigt. Anschließend folgen wir noch einer Einladung des Generalkonsuls Herrn Matern zum Abendessen, zusammen mit anderen Freunden von Irina Röhrig.

26.09.2019: Den ganzen Tag fühten wir Arbeitsgespräche im Haus Chance. Die Absage des Workshops in Kiel zur Jubiläumsfeier ist auch Thema und wir schlugen vor, dass die ausgewählten 3 Jugendlichen im nächsten Jahr mit den Pädagogen nach Schleswig- Holstein kommen sollen. Die Jugendlichen sind anwesend. Andere ehemalige Betreute berichten von ihrem Leben. So z.B. Oxana, 30 Jahre alt, deren Sohn (3.Klasse Grundschule) hatte Krebs. Ihm wurde ein Arm amputiert. Dank der finanziellen Hilfe von Elena Senkova und Pavel Marataev (ehemalige Praktikant/innen und jetzt Vorstandsmitglieder in Offene Welt) und einem Paten aus Lübeck geht es der Familie jetzt nach sehr schweren Jahren viel besser. Es gibt noch 2 weitere Kinder in der Familie. Der behinderte Sohn ist jetzt für eine Prothese angemeldet. Weitere schwierige Fallbeispiele werden von den Pädagogen vorgestellt. Sie belegen immer wieder, welch große Bedeutung das Projekt HausChance für diese benachteiligten Jugendlichen hat.

Am Abend bei der Vorstandssitzung „Offene Welt“ wird wieder ausführlich und intensiv über die Zukunft des Projektes diskutiert. Anwesend sind Pavel Marataev, Elena Senkova, Tanja Woloschina, Wassili Isaev und der Vorsitzende Leonid Plitman. Es wird die Entscheidung des Vorstandes getroffen, dass Elena Antpova zum 20. Oktober in den Mutterschutz geht, das ist die Verantwortung des Vorstandes als Arbeitgeber für die Schwangere. Pavel Marataev übernimmt übergangsweise die Geschäftsführung, bis eine Nachfolge gefunden wird. Pavel hat diese Aufgabeschon früher zu Beginn des Projektes übernommen.

27.09.2019: Es findet ein letztes Treffen in den Räumen des Hanse-Office mit Rückblick auf die Woche und die zukünftigen Aufgaben in Kaliningrad und Lübeck statt. Dann besichtigen wir noch die neuen Büroräume, denn leider müssen unsere beiden Mitarbeiterinnen umziehen. Der Raum ist in einem Bürohaus nicht weit vom Hotel Moskwa, was für uns dann einfach zu erreichen ist.

Um 15.00 Uhr erfolgt die Abfahrt mit dem Taxi zum Flughafen. Flug mit Lot über Warschau nach Hamburg und Berlin.

Prof. Gudrun Schmidt-Kärner

Reisebericht von Frau Prof. Schmidt-Kärner und Herr Dr. med. H. Theodor Siebel

Reise vom 10.4.2019 – 13.4.2019

 

 

10.04.2019

Gute und sichere Reise mit Alexej in seinem BMW X3 von Berlin (Abfahrt um 7:00) Uhr nach Kaliningrad. Ankunft und Einchecken im Hotel Moskwa gegen 18:00 Uhr.

Abends fand ein gemeinsames Essen im Parmesan mit Tatjana Pawlowa und Tatjana Woloschina statt.

11.04.2019

Tatjana Woloschina holt uns im Hotel ab. Im Hanse-Office treffen wir uns zum Gespräch mit Dr. Igor Morozov (Dermatologe, Altenpfleger), der hervorragend Deutsch spricht, aber keine deutschen Wurzeln hat.

Dr. Igor Morozov hatte 1991 erste Kontakte zu Deutschen. In der Vergangenheit hat er bereits ein großes Altenheim in Papenburg besucht und sich dort das gesamte Sozialwerk angesehen. Außerdem hat er in der Vergangenheit auch die Lebenshilfe in Bonn besucht.

Eine Woche hat Dr. Igor Morozov mit seinen Mitarbeiterinnen in Neu-Dittelsau (Europainstitut für Altenpflege) hospitiert, wobei auch die Sterbebegleitung ein wesentliches Thema war. Das Altenheim in Sastrowje, welches Igor Morozov plant, soll 230 Betten betreuen inklusive einer besonderen Gruppe mit dementen Bewohnern und Bewohnerinnen.

In Russland lebten und leben geistig behinderte Menschen ab dem 18. Lebensjahr im Altenheim. Im Altenheim arbeiten Krankenschwestern und ungelernte Kräfte wie Putzfrauen in der Versorgung der Alten, die keinerlei Sachkenntnis im Umgang mit an Demenz erkrankten haben.

Aktuell ziehen immer mehr alte Menschen in die Oblast Kaliningrad, das sind vor allem Wolga-Deutsche, die nur russisch sprechen, so aber durch die geographische Lage wesentlich leichter Kontakt zu ihren z.T. in Deutschland lebenden Kindern aufnehmen können, ohne in eine für sie komplett andere Kulturregion umzuziehen.

Aktuell leitet Igor Morozov ein altes Hotel mit 82 Zimmern und 50 Bewohner/innen als Altenheim. Igor Morozovs Altenheim ist eine GmbH. Es gibt 6 – 7 private Altenheime im Oblast Kaliningrad, z.T. sind keine Fahrstühle und auch kein Feuerschutz vorhanden.

Er möchte für eine Woche im Herbst mit 3 Mitarbeiter/innen plus 2 Jugendlichen aus dem Haus Chance in Deutschland hospitieren unter dem besonderen Schwerpunkt der Demenz. Wir müssen eine entsprechende Einrichtung suchen: über Wolfgang Baasch bei der AWO.

In Russland gilt jetzt auch das Subsidiaritätsprinzip § 448. Die Umsetzung ist noch schwierig. Aktuell ist in den Niederlanden eine vorbildliche Entwicklung angestoßen worden: Hier werden die ambulante Pflege und die Betreuung der Alten in das kommunale Leben der Gemeinde eingebettet, sodass die Klienten weiterhin in ihrer bekannten Umgebung verbleiben können.

Sollte die Zusammenarbeit sich entwickeln, werden wir auch das Sozialministerium mit Ministerin Frau Meister darüber informieren. Sie hat mir gegenüber deutlich ihr Interesse gezeigt.

Gespräch im Hanse-Office über die Jubiläumsfeierlichkeiten in Kiel im Dez. 2019

Im Dezember 2019 sollen zum Besuch des Gouverneurs Anton Alichanow insgesamt 3 Jugendliche aus Haus Chance mit einer Begleitung sowie 2 deutschsprechenden Studenten/innen, also insgesamt 6 Personen für eine Woche nach Schleswig-Holstein kommen. Später planen wir eine Betreuerin mehr ein. Anmerk.: Inzwischen hat Kiel die Finanzierung für 7 Personen für den 3.+ 4.12. in Aussicht gestellt.

Wir müssen ein Programm für die jungen Menschen für 2-3 Tage aufstellen. Ein Programmpunkt für einen Tag ist der Weihnachtsmarkt in Lübeck.

Bisher geplante Anreise: 29.11.2019

Bisher geplante Abreise: 5.12.2019

Wir sprechen noch die Zusammenarbeit der Häfen an. Auch in Bezug auf Einladungen nach Lübeck zum Jubiläum des Memorandums zwischen SH und Kaliningrader Oblast im Dezember 2019

Das Hanse-Office wird trilateral finanziert: Landesregierung, IHK (Industrie und Handelskammer Schleswig-Holstein und Hamburg).

Gespräch im Haus Chance:

  • Die Mitarbeiterinnen des Hauses Chance sind der Überzeugung, dass ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt ist und keine Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit erfordert.
  • Das Familiencafe benötigt 70 € im Monat. 400 Euro im Jahr. Zurzeit fehlt diese Finanzierung. Ziel dieser Arbeit ist die soziale Integration und auch Teambildung. Die Veranstaltungen finden in der Regel am Wochenende statt. Der Förderverein sollte eventuell die Finanzierung übernehmen. Unser Vorstand prüft die Finanzierung. Gut wären 2 x 200 € im Jahr.
  • Das Familienstudio wird mit 10‘000 Rubel – 12‘000 Rubel im

Vierteljahr von Projekt ANNA (Sitz München) finanziert. Hier werden vor allem sportliche Aktivitäten organisiert.

  • Im Haus Chance gibt es neun Plätze, aktuell sind nur sieben Plätze belegt. 5 Plätze bewohnt und 2 werden für ehemalige Bewohner freigehalten, falls das Wohnen in der eigenen Wohnung scheitert.
  • Die aufsuchende ambulante Betreuung gewinnt zunehmende Bedeutung im Haus Chance.

An diesem Tag wurden 2 Familien in der Livankajastraße besucht.

  • Mutter und Vater und 3 Kinder leben in einer Einzimmerwohnung zusammen. Das Paar kennt sich seit dem 14. Lebensjahr im Kinderheim und ist auch seitdem zusammen. Der Mann hat Arbeit.
  • 2 Frauen wohnen zusammen. Tatjana Vassileva hat Tatjana Ralinikowa (Hepatitis C) mit Kind aufgenommen. Die aufgenommene Mutter mit Kind wird als Patenschaft für den Förderverein angedacht. Inzwischen bestätigt. Aufnehmende Tatjana arbeitet als Kaltmamsell. Sie hat großes Interesse im Dezember mit nach Deutschland zu den Feierlichkeiten 20 Jahre Memorandum Regierung SH und Oblast Kaliningrad zu kommen.

 

12.4.2019

Weitere Gespräche mit den Mitarbeiterinnen:

Ganz stabile Bindung zwischen den Betreuten im Haus Chance und den Betreuenden über Jahre, teils sogar über Jahrzehnte, wird deutlich bei einer „Kochschule“ am Nachmittag

Die Pädagogen wollen in 2020 zur Fortbildung nach Neustadt und Heiligenhafen kommen:

  • Vera Leiterin der Gruppe: (Buchhalterin, „Sozialarbeiterin“, Jura-Studium)
  • Ludmilla deutschsprechend, Heimkind,
  • Jekatharina Sozialarbeiterin
  • Anna Assuta (Psychologin), zusätzlich Nachtwache
  • Elena Antipova, Geschäftsführerin.

Elena Antipova bittet darum, für die Patenschaften kein Bargeld mehr mitzubringen, sondern die Beträge zu überweisen. Nach den Kosten der Auslandsüberweisung erkundigen. Abschließend habe ich darum gebeten, den Patenfamilien bei der Auszahlung des Geldes immer ein Informationsblatt auszuhändigen, dass die Zahlungen zeitlich begrenzt sind.

Im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen des Hanse Office wurde vereinbart, dass die Unterstützungen dann dort bzw. einsam mit den Mitarbeiterinnen im Haus Chance ausgezahlt werden.

Dieses Thema der Patenschaften wird noch intensiv besprochen werden müssen. Vor allem auch bei unserer nächsten Reise im September.

Feuertreppe soll außen angebracht werden, die vorhandene Feuertreppe/Falltreppe lässt sich nicht verwenden. Stattdessen kann die vielleicht im Garten als Klettergerüst verwendet werden.

Treppe innen mit Brandschutzfarbe streichen. Pawel darum gebeten, dass er sich um die Durchführung kümmert.

Das Haus muss renoviert werden. Im Eingangsbereich sackt der Anbau ab. Von der Geschäftsführerin wurde diesbezüglich bereits ein Gutachten in Auftrag gegeben.

 

13.4. 2019

Rückreise ganz problemlos mit dem privaten Unternehmer Alexej

Dr. med. H. Theodor Siebel
Schatzmeister des
Fördervereins für Jugendbildung und Wirtschaftsbeziehungen Norddeutschland-Kaliningrad e.V.