Reisebericht nach Kaliningrad vom 22.09.2019 – 27.09.2019 von Frau Prof. Schmidt-Kärner
Teilnehmerinnen: Irina Beberniß, Anya Krebber, Prof. Gudrun Schmidt-Kärner (Verfasserin des Berichtes)
22.09.2019: Flug über Riga nach Kaliningrad, Ankunft im Hotel in Kaliningrad am 23.09.2019 um 0.30 Uhr
23.09.2019: Am Montagvormittag beginnt der Besuch mit einem ersten Gespräch im Hanse-Office über das weitere Programm und den Umzug des Hanse-Office zum Ende der Woche. Mittags halte ich im Deutsch-Russischen Haus einen Vortrag über unser Projekt Haus Chance. Irina übersetzt. Zuhörer sind Teilnehmer/innen einer Kultur- und Sprachreisegruppe der Russlanddeutschen mit internationalen Gästen und auch aus ganz Russland. Das Projekt Haus Chance ruft viele positive Reaktionen hervor. Wir können viele Flyer verteilen. Auch finanzielle Hilfe wird angeboten.
Am Nachmittag erfolgt ein erster Besuch im Haus Chance. Außerdem berichten wir auch über unsere Vereinsarbeit und über die Schwierigkeiten neue und auch junge Mitglieder zu finden. Am Abend geht es dann wieder in das Deutsch-Russische Haus zur feierlichen Eröffnung der Kulturwoche des Verbandes der Russlanddeutschen. An diesem Abend gibt es ein erstes Zusammentreffen mit dem neuen deutschen Generalkonsul Hans-Günter Matern.
24.09.2019: Am Vormittag findet der offizielle Termin im Deutschen Generalkonsulat in Begleitung von Tatjana Pavlova statt. Das ist eine gute Gelegenheit, um den Konsul über unsere Arbeit zu informieren.
Am Nachmittag findet dann ein Treffen mit den jungen Teilnehmerinnen der geplanten Hospitation in Altersheimen Ende Oktober in Lübeck statt. Die jungen Frauen sind motiviert und Jana spricht ein gutes Deutsch und war schon zum Studium in Deutschland. Am Abend treffen wir uns mit 8 ehemaligen Praktikant/innen beim Abendessen zum Gedankenaustausch.
25.09.2019: Fahrt mit Tatjana Pavlova zum Altersheim in den Vorort Otradnoje (Georgenswalde) von Swetlogorsk (Rauschen). Dort gibt es ein kleines Museum des Bildhauers Herman Brachert (1890-1972). Dr. Morosov, der Leiter und Besitzer des Altersheimes berichtet von seinen ersten Monaten in diesem neuen Heim. Er hat es im April 2019 eröffnet. Nachdem er viele Jahre als medizinischer Leiter in verschiedenen Altersheimen tätig war, will er nun ein eigenes neues Konzept entwickeln und sich vor allem um Demenz-Erkrankte kümmern. Das Heim, das erst zur Hälfte belegt ist, wird uns gezeigt und auch die Umgebung, wo die Bewohner bis zur Steilküste an die Ostsee spazieren gehen können. Bei unserem Gespräch geht es um den „Ausbau in der Zusammenarbeit der Altenpflege“ und um die fünftägige Hospitation in Lübeck in der letzten Oktoberwoche 2019.
Um 16.00 Uhr sind wir dann im Museum Königstor in Kaliningrad mit Frau Dr. Nina Peretyaka und der Museumsdirektorin zur „Teestunde mit Karamsin“ verabredet. Nikolai Michailowitsch Karamsin (1766-1826) war ein bekannter russischer Schriftsteller und Historiker. Im Museum Königstor gibt es zurzeit eine große Ausstellung über seine Reisen durch Europa. Er war auch 1789 in Königsberg und traf dort mit Immanuel Kant zusammen. Wir werden durch die sehr informative Ausstellung geführt. An dem im Museum stehenden runden Tisch haben sich auch Wladimir Putin und Gerhard Schröder zur 750 Jahrfeier 2005 getroffen. Es gibt ein Erinnerungsbuch, in das ich mich auf Wunsch der Museumsdirektorin eintrage.
Anschließend fahren wir zu einem Treffen des Kaliningrader Rotary Clubs. Ich wurde kurzfristig gebeten auch dort über das Projekt Haus Chance zu sprechen. Auch hier bekommen wir den Hinweis, dass der Club uns finanziell unterstützen werde.
Am Abend erleben wir den Preview des Films „Kaliningrader/Königsberger Quest“ im Sackheimer Tor, von der deutschen Filmregisseurin Irina Röhrig. Der Film wurde im Rahmen der Russlanddeutschen Kulturwoche gezeigt. Anschließend folgen wir noch einer Einladung des Generalkonsuls Herrn Matern zum Abendessen, zusammen mit anderen Freunden von Irina Röhrig.
26.09.2019: Den ganzen Tag fühten wir Arbeitsgespräche im Haus Chance. Die Absage des Workshops in Kiel zur Jubiläumsfeier ist auch Thema und wir schlugen vor, dass die ausgewählten 3 Jugendlichen im nächsten Jahr mit den Pädagogen nach Schleswig- Holstein kommen sollen. Die Jugendlichen sind anwesend. Andere ehemalige Betreute berichten von ihrem Leben. So z.B. Oxana, 30 Jahre alt, deren Sohn (3.Klasse Grundschule) hatte Krebs. Ihm wurde ein Arm amputiert. Dank der finanziellen Hilfe von Elena Senkova und Pavel Marataev (ehemalige Praktikant/innen und jetzt Vorstandsmitglieder in Offene Welt) und einem Paten aus Lübeck geht es der Familie jetzt nach sehr schweren Jahren viel besser. Es gibt noch 2 weitere Kinder in der Familie. Der behinderte Sohn ist jetzt für eine Prothese angemeldet. Weitere schwierige Fallbeispiele werden von den Pädagogen vorgestellt. Sie belegen immer wieder, welch große Bedeutung das Projekt HausChance für diese benachteiligten Jugendlichen hat.
Am Abend bei der Vorstandssitzung „Offene Welt“ wird wieder ausführlich und intensiv über die Zukunft des Projektes diskutiert. Anwesend sind Pavel Marataev, Elena Senkova, Tanja Woloschina, Wassili Isaev und der Vorsitzende Leonid Plitman. Es wird die Entscheidung des Vorstandes getroffen, dass Elena Antpova zum 20. Oktober in den Mutterschutz geht, das ist die Verantwortung des Vorstandes als Arbeitgeber für die Schwangere. Pavel Marataev übernimmt übergangsweise die Geschäftsführung, bis eine Nachfolge gefunden wird. Pavel hat diese Aufgabeschon früher zu Beginn des Projektes übernommen.
27.09.2019: Es findet ein letztes Treffen in den Räumen des Hanse-Office mit Rückblick auf die Woche und die zukünftigen Aufgaben in Kaliningrad und Lübeck statt. Dann besichtigen wir noch die neuen Büroräume, denn leider müssen unsere beiden Mitarbeiterinnen umziehen. Der Raum ist in einem Bürohaus nicht weit vom Hotel Moskwa, was für uns dann einfach zu erreichen ist.
Um 15.00 Uhr erfolgt die Abfahrt mit dem Taxi zum Flughafen. Flug mit Lot über Warschau nach Hamburg und Berlin.
Prof. Gudrun Schmidt-Kärner