Reisebericht nach Kaliningrad vom 10. bis 14. Februar 2020 von Dr. med. H. Theodor Siebel

Teilnehmer*innen:
Prof. Gudrun Schmidt-Kärner (Vorsitzende)
Irina Beberniß (Schriftführerin)
Dr. med. H. Theodor Siebel (Schatzmeister)

10.02.2020:
Am Montagmorgen, dem 10.02.2020 treffen Irina Beberniß und Theodor Siebel gegen 05:00 Uhr auf dem Flughafen in Hamburg ein. Der Sturm Sabine zieht zu dieser Zeit über Norddeutschland Richtung Südosten ab. Zahlreiche Flüge werden deshalb storniert. Der Flughafen wirkt fast wie leergefegt. Auch wir haben Sorge, dass wir wegen des Sturmes unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren müssen. Aber unser Flug startet pünktlich um 7:00 Uhr Richtung Warschau. Nach wohlbehaltener Landung gegen 8:30 Uhr treffen wir Gudrun Schmidt-Kärner, die von Berlin aus in Warschau eintrifft. Gemeinsam fliegen wir dann um 11:05 Uhr in Warschau ab und treffen um 13:10 Uhr (Ortszeit) in Kaliningrad ein. Dort holt uns Tatjana Pavlova am Flughafen ab und bringt uns ins Hotel Moskwa.

Nach dem Einchecken gehen wir gemeinsam zum Essen ins Restaurant Parmesan, um uns vom nächtlichen Aufstehen und dem Flug zu erholen.

Treffen im Hanse-Office mit Wassilij Issaev, Geschäftsführer des Fonds Offene Welt
Wir haben unser erstes Gespräch mit dem neuen Geschäftsführer Wassilij Issaev im Hanse-Office gemeinsam mit Tatjana Pavlova und Tatjana Woloschina. Wassilij Issaev berichtet uns über die neuen Entwicklungen im „Haus Chance“. Im Oktober 2019 ist die bisherige Geschäftsführerin, die seit 2014 dieses Amt bekleidet hat, aus persönlichen Gründen ausgeschieden. Pavel Marataev, stellvertretender Geschäftsführer, hat daraufhin die Leitung bis zur Neuwahl eines Geschäftsführers übernommen. Wegen enormer beruflicher Belastung stand er auf Dauer als Nachfolger für Elena Antipova nicht zur Verfügung.

 

11.02.2020:
Gespräch im Haus Chance mit den Mitarbeiterinnen
Hier stellt sich ein großer Umbruch dar. Pavel Marataev , stellvertretender Geschäftsführer, hat im Oktober 2019 die Geschäftsführung übernommen. Inzwischen hat der Arbeitsaufwand derart zugenommen, dass diese Geschäftsführertätigkeit neben seinem hauptberuflichen Engagement nicht mehr zu bewältigen ist. Deshalb hat Wassilij Issaev die Aufgabe des Geschäftsführers zum 01.03.2020 übernommen.

Gespräch im Haus Chance mit den Mitarbeiterinnen

Anzumerken ist, dass Wassilij Issaev 1991 bei der ersten Hilfslieferung aus Lübeck für Gudrun Schmidt-Kärner einer der ersten Ansprechpartner war. Damals war er Leiter eines sehr notleidenden Kinderheims in Kaliningrad. Durch die Hilfslieferungen wurde in seinem Heim die größte Not gelindert. Diese Unterstützung des Heims durch die Lieferung von Hilfsgütern aus Lübeck wurde über 10 Jahre, bis 2001 aufrechterhalten.

 

Gespräch mit der Leiterin der Agentur für internationale und interregionale Beziehungen der Kaliningrader Regierung. Alla Ivanova
In Begleitung von Tatjana Pavlova

Wir werden von der Leiterin der Agentur freundlich empfangen. Im Zentrum unseres Gesprächs steht die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Schleswig-Holstein und Kaliningrad.

Gespräch mit der Leiterin der Agentur für internationale und interregionale Beziehungen
der Kaliningrader Regierung Frau Alla Ivanova

In diesem Zusammenhang werden drei deutsch-russische Termine besprochen:

  1. Besuch der Wirtschaftsdelegation aus Lübeck auf Einladung des Gouverneurs Alichanov. Hier sei man auf russischer Seite in Abstimmungsgesprächen und der Suche nach entsprechenden Gesprächspartnern, wie z.B. IHK Kaliningrad oder Fonds für die Entwicklung der Unternehmenspolitik. Geplant sei in der kommenden Woche eine Person zur Bearbeitung der Koordination zu bestimmen.
  2. Petersburger Dialog (international) in Kaliningrad vom 29. – 30.10.2020: Es soll eine Kommunikationsplattform für die politischen und wirtschaftlichen Themen der russisch-deutschen Zusammenarbeit zur Verfügung gestellt werden.
  3. 14.05.2020 findet eine Untergruppe zum Petersburger Dialog in Lübeck statt. Der Bürgermeister hatte uns im Gespräch vom 14. Januar 2020 gebeten, diesen Termin beim Gespräch mit dem Kaliningrader Bürgermeister anzusprechen und auch sein Interesse an einer Intensivierung der Kontakte beider Städte zu bekunden.

 

Gespräch mit Frau Anna (Olegowna) Budarina, Leiterin des Instituts für Bildung der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad.
In Begleitung von T.Pavlova und T.Woloschina.

Wir stellen unser Projekt Neue berufliche. Perspektiven in der Altenpflege vor. Frau Budarina zeigt ihr Interesse, in erster Linie für Psychologie-Student*innen, die an einem Praktikum mit dem Schwerpunkt Bildung teilnehmen können. Es geht aber nicht um ein Praktikum in der Sozialarbeit, sondern um die Frage, wie die kognitiven Fähigkeiten auch im Alter noch gefördert werden können.

Gespräch mit Frau Anna Budarina, Leiterin des Instituts für Bildung der
Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad.
in Begleitung von T. Pavlova unf T. Woloschina vom HanseOffice.

 

Im April nehmen 3 Student*innen an dem Einführungspraktikum im Altersheim von Dr. Morosov in Otradnoje (2-3 Wochen) teil. Wir übernehmen die Fahrtkosten zwischen Otradnoje und Kaliningrad. Im Juli nehmen diese 3 Student*innen und 1 Lehrkraft am Praktikum in der Alzheimer-Gesellschaft in Lübeck teil. Der Förderverein übernimmt auch hier die Reisekosten, Unterbringung, Taschengeld für Essen, Transfers und Dolmetscher. Eine mitfahrende Studentin kann aufgrund ihrer sehr guten Deutschkenntnisse als Dolmetscherin tätig sein.

 

Die Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad.

In der 3. Oktober-Woche findet in der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad die Woche der Psychologie statt, eine Bildungsveranstaltung mit Vorträgen, Workshops usw. Im Rahmen dieser Veranstaltung kann ein Vortrag des Fördervereins unter dem Thema „Förderung der kognitiven Fähigkeiten im Alter unter besonderer Berücksichtigung der Demenz-Erkrankung und Steigerung der Lebensqualität“ stattfinden. Zusätzlich oder auch alternativ stellen die Student*innen ihre Ergebnisse und Erfahrungen aus den Praktika vor.

Unsere Kontaktperson zur Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universitä ist Frau Ksenia Degtjarenko, u.a. Managerin für die Bildungsprogramme für Psychologie-Student*innen.

 

Treffen mit der Vertreterin des NGO – Fonds „Shisn“/“Leben“ Frau Inna (Markovna) Titova, Dozentin an der Staatliche Technische Universität Kaliningrad
In Begleitung von T.Pavlova und T.Woloschina

Frau Titova vertritt die abwesende Leiterin des Fonds Shisn, Gerontologie-Ärztin Frau Natalia Pronevich. Zurzeit führt der Fonds sein Projekt, gefördert von der Russischen Präsidenten-Stiftung, für die gesunde Ernährung der alten Menschen durch. Der Fonds Shisn wird gern an einer Bildungsveranstaltung oder einem Workshop im Herbst in Kaliningrad teilnehmen. Interessant wären für ihn der Austausch im Bereich der Ernährung der alten Menschen oder Informationen zur Planung der Ernährung in deutschen kleineren Altersheimen. Der Fonds Shisn kann selbst einen Vortrag zum Thema Ernährung anbieten und ein eigenes Publikum (Leiter und Mitglieder der Veteranen-Organisation in Kaliningrad und der Region, Sozialarbeiter) einladen. Sie können gern auch zu der Veranstaltung des Sozialministeriums als Referenten oder Teilnehmer einen Beitrag leisten.

 

12.02.2020:
Gespräch mit der Ministerin für Sozialpolitik im Oblast Kaliningrad Angelica Maister
In Begleitung von T.Woloschina

In Russland erhalten die Frauen mit 60 Jahren und die Männer mit 65 Jahren Rente. Die Menschen sind aber länger arbeitsfähig. Gesellschaftlich erwartet man, dass die 60- bis 70-Jährigen noch arbeiten. Erst die 70- bis 80-Jährigen haben gesundheitliche Probleme und bedürfen der Hilfe zuhause.

Es wird an einer qualitativen Verbesserung des Gesundheitssystems gearbeitet. In diesem Zusammenhang soll sich auch die Beratung der Alten und Pflegebedürftigen verbessern. In Kaliningrad gibt es bereits 2 geriatrische Zentren. In der Stadt sind 30 Ärzte für Geriatrie tätig. Jetzt sollen die geriatrischen Zentren auch auf dem Lande entwickelt werden. Hier sind sogenannte Brigadeteams tätig, bestehend aus Mediziner*innen und Sozialarbeiter*innen. Es gibt keine spezielle Ausbildung zur*m Sozialarbeiter*in. Diese Qualifikation wird in einzelnen Kursen vermittelt. Die Grundausbildung für diese Arbeit erfolgt an der Akademie der staatlichen Dienste im Oblast Kaliningrad.

In der Praxis zeigen sich Schwierigkeiten bei der Arbeit der Sozialarbeiter*innen mit alten und pflegebedürftigen Menschen, also in der Geriatrie. Im Umgang mit dementen pflegebedürftigen Menschen besteht laut der Ministerin ein großes Defizit. Aktuell werden über 50-jährige Arbeitslose zur Betreuung der alten Menschen ausgebildet. Aber im Umgang mit an Demenz Erkrankten fehlt sowohl das Wissen als auch die Erfahrung. Oberstes Ziel ist es, die ambulante Pflege so lange wie möglich zuhause durchzuführen, erst wenn dieses nicht mehr machbar ist, kann die Unterbringung in einem Heim erfolgen.

Gespräch mit der Ministerin für Sozialpolitik im Oblast Kaliningrad Frau Angelica Maister

Die Familien sollen im Umgang mit dementen Angehörigen geschult werden. In der Oblast Kaliningrad gibt es 5 Altersheime und 7 psychoneurologische Heime sowie 9 private Altersheime. letztere sind auf sich gestellt. Insgesamt leben 2’000 bis 3’000 Menschen in Heimen und ca. 3’000 Menschen werden zuhause von den medizinischen Instituten der kommunalen Dienste versorgt. Hier gibt es ca. 30 nichtkommerzielle Einrichtungen. Die Diagnose Demenz wird nicht oft gestellt. Die Ministerin für Sozialpolitik sieht ein großes Defizit im Umgang mit den Alten und Pflegebedürftigen. Deshalb möchte sie sehr gerne ein Zentrum für die Ausbildung in der Altenpflege gründen.

Aus diesem Grunde sollen zwei über 50-jährige Arbeitslose, die zur Betreuung der alten Menschen ausgebildet werden, zu einem zwei- bis dreiwöchigen Praktikum im September 2020 nach Lübeck kommen. Außerdem sollen 2 Jugendliche aus dem Haus Chance ebenfalls zur gleichen Zeit zum Praktikum nach Lübeck kommen. Hier verfolgt der Förderverein auch das Ziel, den Beruf der/ des Altenpflegers*in auch bei den Jugendlichen als attraktive alternative Berufsausbildung darzustellen, um so Jugendliche aus der Arbeitslosigkeit zu holen.

In der 3. Oktoberwoche sollen Dozent*innen aus Deutschland auf einem Symposium in Kaliningrad über Altenpflege mit besonderer Berücksichtigung der Demenzerkrankung referieren. Im Dezember 2020 soll dann in Kaliningrad ein Runder Tisch mit allen Beteiligten als Abschluss dieser Veranstaltungsreihe stattfinden und zugleich auch einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Altenpflege mit besonderer Berücksichtigung der Demenzerkrankung in Kaliningrad geben.

 

Besuch des Deutschen Generalkonsuls in Kaliningrad, Herrn Hans Günther Mattern
In Begleitung von T. Woloschina.

Besuch des Deutschen Generalkonsuls in Kaliningrad Herrn Hans Günther Mattern in Begleitung von T. Woloschina vom HanseOffice.

Ab August 2020 findet das Deutschlandjahr in Russland statt!

Wir stellen dem Generalkonsul unser Anliegen vor:

  • Ausbildungsplätze in der Altenpflege schaffen
  • Respektvoller Umgang mit den alten und gebrechlichen Menschen
  • Die Ausbildung zur Altenpflegerin/ zum Altenpfleger implementieren

Besuch des Deutschen Generalkonsuls in Kaliningrad Herrn Hans Günther Mattern in Begleitung von T. Woloschina vom HanseOffice.

Der Generalkonsul versichert uns seiner Unterstützung beim Aufbau und der Durchführung unseres Projektes Neue berufliche Perspektiven in der Altenpflege.

 

Gespräch im Haus Chance mit dem Geschäftsführer Wassilij Issaev:

Wassilij Issaev zeigt sich besorgt wegen der Auslastung der Belegung von Haus Chance. Es könnten mehr Jugendliche betreut werden.

Anna Antcuta arbeitet seit 10 Jahren im Projekt und ist auch Dozentin am Institut für Bildung der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad. Sie hat den inhaltlichen Teil des Förderantrags an den Präsidentenfonds Russlands zusammengestellt und die NGO Offene Welt hat zwischenzeitlich Ende Februar 2020 auch einen Förderbescheid für die Zeit vom 01.03.2020 bis zum 28.02.2021 über 2’167’620 Rubel, entsprechend 27’528 €, erhalten.

 

Vorstandsitzung der „Offenen Welt“ im Hanse-Office

Wassilij Issaev wird ab dem 01.0.3.2020 einstimmig zum Geschäftsführer gewählt. Haushalt 2019 und 2020 sowie Stellenplan werden vom Vorstand des Fonds Offene Welt einstimmig beschlossen.

 

13.02.2020
Treffen mit einer Studentin des Institut für Bildung der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität, Hospitantin im Projekt „Alterspflege“ im Hanse-Office

Die Studentin wird auch im Herbst mit zwei weiteren Student*innen an einem Pflegepraktikum in Lübeck teilnehmen. Sie wird in der Vorbereitung zu diesem Praktikum im Herbst die Mitreisenden unterrichten.

 

Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt Kaliningrad Alexej Silanov.
In Begleitung von T.Pavlova

Lübecks Bürgermeister, Jan Lindenau, hatte uns einen Gruß für seinen Amtskollegen in Kaliningrad und eine Großpackung der Lübecker Spezialität (Lübecker Marzipan) mitgegeben. Jan Lindenau möchte den Kontakt auch auf offizieller Ebene intensivieren. Diese Botschaft wurde in Kaliningrad wohlwollend aufgenommen.

Gespräch mit dem Bürgermeister der Stadt Kaliningrad Alexej Silanov.

 

Abfahrt zum Altersheim nach Otrandnoje. Treffen mit Dr. Igor Morosov, Leiter des Altersheims in Otradnoje „Dobryj Dom“
In Begleitung von T. Woloschina

Aktuell bewohnen 40 Frauen und Männer das private Altenheim, von denen viele Menschen an Demenz erkrankt sind. Maximal können in diesem Heim 49 – 50 Menschen wohnen. Außerdem bietet es auch Tagespflege in seinen Räumen an, anscheinend unserer Tagesklinik entsprechend.

Ein Heimplatz kostet 32’000 Rub im Monat, entsprechend 406,00 € im Monat. In staatlichen Altersheimen haben nur kinderlose Menschen, für die niemand sorgt, Zugang. Dort werden 75% der Rente als Gebühr erhoben.

Kinder müssen für ihre Eltern sorgen und sie betreuen. Kinderlose Menschen sind auf die staatliche Fürsorge angewiesen.

Im Oblast Kaliningrad stehen relativ viele Hotels leer, sei’s ältere oder auch neu gebaute. Obwohl diese Bauten als Altenheime nicht geeignet sind, werden sie trotzdem hierfür genutzt.

Laut Dr. Morosow gibt es noch keine staatlichen Anforderungen an den Bau und die Ausstattung von Altenheimen.

3 Psychologie-Student*innen können bei Dr. Morosow im April 2020 für 2 Wochen hospitieren. Der Förderverein übernimmt die Kosten für den Transport Kaliningrad <=> Otradnoje, Sibirskij Gasse, 3.

Dr. Morosow setzt sich in seinem Heim dafür ein, die kognitiven Fähigkeiten der an Demenz erkrankten Bewohner*innen zu diagnostizieren und auch zu fördern und die Menschen nicht nur zu verwahren. Er spricht auch die an Demenz erkrankten Menschen auf Erlebnisse und Fakten aus ihrer Kindheit und frühen Erwachsenenzeit an, wodurch dann Aktivitäten bei den betroffenen wie Singen oder Sprechen mit anderen Bewohnern ausgelöst werden; als ob die Betroffenen wach würden und wiederaufleben.

Im Oktober wird Dr. Morosow auf dem geplanten Workshop einen Vortrag zu diesem Thema halten.

 

14.02.2020
Abschlussgespräch im Hanse-Office mit Wassilij Issaev

Der Förderverein will einen Projektantrag an das Außenministerium stellen.

Unsere Partner in Kaliningrad sind:

  • NGO „Shisn“/“Leben“
  • Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad.
  • Ministerium für Sozialpolitik, Ministerin A.V. Maister
  • Igor Morosov, Leiter des Altersheims in Otradnoje „Dobryj Dom“
  • Fonds Offene Welt, Geschäftsführer Wassilij Issaev, Haus Chance

Im April 2020 hospitieren 3 Student*innen der Psychologie bei Dr. Morosow für 2 Wochen in Vorbereitung auf die Hospitation in Lübeck im Juli 2020. Dr. Morosow ist damit einverstanden.

Im September 2020 kommen 2 Frauen, die eine Umschulung zur Pflege im Technikum Sovetsk absolvieren und auch 2 Jugendliche aus dem Haus Chance nach Lübeck. Die Fahrtkosten für die beiden Frauen aus Soviets übernimmt das Ministerium für Sozialpolitik.

In der 3. Oktoberwoche findet in Kaliningrad an der Baltischen Föderalen Immanuel-Kant-Universität eine Psychologie-Konferenzwoche statt. Es stellt sich die Frage, ob im Rahmen dieser Konferenzwoche unsere Veranstaltung Pflege und Umgang mit alten Menschen unter besonderer Berücksichtigung der Demenzerkrankung stattfinden kann.

Auf dieser Veranstaltung wollen wir unsere Ergebnisse im Rahmen folgender möglicher Formate präsentieren

  • Workshop?
  • Vorträge der Student*innen?
  • Seminare?

Anya Krebber, Ergotherapeutin, berichtet über die Ergotherapie unter besonderer Berücksichtigung der Demenzerkrankung.

Heidemarie Juhl-Damberg, Alzheimer Gesellschaft Lübeck e.V., berichtet über die Demenzerkrankung. Und die Student*innen der Psychologie berichten im Rahmen ihrer Studienjahrarbeit über die Erfahrungen und Erlebnisse in ihren Praktika.

Organisator und Ausrichter dieser Konferenzwoche ist die Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität zu Kaliningrad.

Im Dezember 2020 ist ein Runder Tisch in Kaliningrad unter der Leitung der Ministerin für Sozialpolitik Frau A.V. Maister als Abschlussgespräch der Beteiligten Institutionen geplant. Dann soll auch eine Entscheidung über den weiteren Verlauf dieses Projektes getroffen werden. Zwischenzeitlich haben alle Partner, sowohl auf deutscher als auch russischer Seite, die nachfolgende Absichtserklärung unterzeichnet.

 

Absichtserklärung

 

Hiermit bestätigen wir unsere Zusage und Interesse, das Projekt „Neue berufliche Perspektive in der Altenpflege“, Projektnummer 102, das auf die Ausbau der Hilfe für ältere Menschen gerichtet ist, gemeinschaftlich im Laufe des Jahres 2020 auszuarbeiten und umzusetzen, mit folgenden Partnern:
Förderverein für Jugendbildung und Wirtschaftsbeziehungen Norddeutschland Kaliningrad e.V.
AWO Landesverband Schleswig-Holstein e.V.
Alzheimer Gesellschaft Lübeck e.V.
Ergopraxis Anya Krebber
Ministerium für Sozialpolitik der Regierung des Kaliningrader Gebiets
Institut für Bildung der Baltischen Föderalen Kant-Universität,
Wohltätigkeitsfonds zur Hilfe für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche „Offene Welt“
Fonds zur Unterstützung der Patienten „Zshisn“/ Leben
Pflegeheim „Dobriy Dom“ für Altenpflege (GmbH),

gez. H. Theodor Siebel

Reise in die Vergangenheit – in der Schiffergesellschaft

Am 23. Oktober 2019 haben über 30 Mitglieder und Förderer des „Förderverein für Jugendbildung und Wirtschaftsbeziehungen Norddeutschland-Kaliningrad e.V.“ an einer „Reise in die Vergangenheit“ im Restaurant Schiffergesellschaft zu Lübeck, Breite Str. 2 teilgenommen.

Unsere Vorsitzende Gudrun Schmidt-Kärner hatte sehr interessante Bilder und Filme aus den Anfängen der Vereinsarbeit in Kaliningrad, 1991 – 2000 aufgefunden und diese Dokumente im Kreis der Förderer und Freunde sowie zahlreicher Zeitzeugen*innen vorgeführt. Das Interesse war sehr lebhaft und so konnten viele Teilnehmer*innen der Veranstaltung ihre Erinnerungen und Erfahrungen austauschen. Für Überraschung sorgten auch russische Freunde, Wassili Issaev kam mit seiner Frau Ludmilla und der Schwägerin, der ehemalige Praktikant Michail Gorodkov nahm ebenfalls teil.

 

 

 

Die Freude über diese Begegnungen war sehr groß. Nach über 2 Stunden waren alle glücklich und zufrieden, Mitstreiter*innen aus vergangenen Tagen wiedergetroffen zu haben. Unser Freund und ehem. Kinderheimdirektor Wassili Issaev hat uns schöne Fotos gesandt, eine kleine Auswahl zeigt uns die gute Stimmung.

Vorstandsmitglieder konnten berichten, dass sich die Wirtschafts- und Lebensbedingungen in Kaliningrad in den letzten Jahren wesentlich verbessert haben.
Wesentliches Ziel der Vereinsarbeit ist die Förderung des zwischenmenschlichen Kontaktes im Sinne der Völkerverständigung für Frieden und Freiheit sowie eine Koexistenz unterschiedlicher Gesellschaftssysteme in gegenseitigem Respekt auf persönlicher Ebene zu ermöglichen.

Weitere Bilder der Veranstaltung finden Sie hier.

Flug-Reise des neuen Vorstands nach Kaliningrad.

12 bis 15 Februar 2019

Begegnungen-Gespräche – Geschaffenes – Tour zu den Ursprüngen –Visionen –  Rominter Heide in winterlicher Pracht – ehrenvolle Auszeichnung – Bundesverdienstkreuz – Rauschen und Cranz – aufstrebende Ostseebäder nahe der Kurischen Nehrung.

 

1.Tag

Dienstag, 12. Februar 2019

Einen freudigen Empfang bot uns Elena Antipova (GF Geschäftsführerin im Haus „Chance“) am Flughafen KALININGRAD. Mit geräumigem Kleinbus erreichen wir – Irina Beberniß, Wolfgang Apitz, Theo Siebel und Jörg Siewers – das Hanse-Office-Büro von Tatjana Pavlova + Tanja Woloschina, den engagierten Mitarbeiterinnen.

Frischer Kaffee und Gebäck erwecken uns aus der Anreisemüdigkeit! Erfahren von Filmförderung mit Hamburg und Schleswig-Holstein, von unverändert gutem Austausch und Zusammenarbeit der hiesigen und KALININGRADER-Jugendringe, sowie von Wiedereröffnungs-plänen ???? des KALININGRADER-Flughafens DEVAU, Relikt aus dem Jahr 1919. Etabliert wurde hier bereits 1922 die erste Fluglinie über Riga nach Moskau.

Aufbruch sodann zum Haus „Chance“. Auch hier eine lebhafte Begrüßung mit Begehung der seit 15 Jahren bestehenden Einrichtung. Perspektivisch und lebensvorbereitend für Kinder und Jugendliche aus bedrängten Familienverhältnissen, geben hier zugewandte und einfühlsame Pädagoginnen, Betroffenen eine sichere, zeitbegrenzte Heimstatt.

 

Dank der Hilfe von Spenden ist der Bestand des Hauses auch im Jahr 2019 weiterhin gesichert!

Und………..Gudrun, mit Flug ab Berlin, trifft ein. Wir sind komplett.

Es folgt eine Sitzung der Mitglieder des Vorstands „Fonds Offene Welt“ mit Arbeitsbericht aus dem Jahr 2018, mit Arbeitsplänen für das Jahr 2019.

Zu später Stunde letztendlich, Einzug in das schon vielfach vom Förderverein gewählte Hotel „Moskva“. Leider nicht so begeisternd, das Abendessen in einem Hotel-seitigen Restaurant!

 

2 Tag

Mittwoch, 13. Februar 2019

KALININGRAD früh morgens, kühle Witterung. Rushhour, verstopfte Straßen westlicher Prägung.

Starten nach dem Frühstück mit einem gepflegten Sprinter, erreichen am Stadtrand die quer durchs Land, nach Osten führende Autobahn, diese jedoch mit geringerem Fahrzeugaufkommen. Vorbei an weitflächigen, landwirtschaftlich bestellten Feldern, Weiden, Wiesen und Wäldern, weiß bedeckt nach leichtem Schneefall, vorbei an gering besiedelten Ortschaften, erkennbar auch die eine oder andere Industriebrache, lenkt unser ruhig wirkender Fahrer, souverän den Wagen.

Erreichen die erste größere Stadt Tscherniakowsk/ Insterburg und beschließen einen Halt in der nächsten Stadt Gussev/Gumbinnen. Weiter Platz mit monumentalem Denkmal. Die nahe der Straßenkreuzung erbaute Basilika, erstrahlt in Farbenvielfalt.

Leider gebieten die regnerische Witterung und die noch vor uns liegende Weg-Strecke, nur einen kurzen Auslauf! Straßen begleitend, weiterhin große landwirtschaftliche Flächen. Trotz Schließung der Kolchosen Anfang der 90-ziger Jahre, gründeten sich allseits dennoch verstärkt Getreide- und Gemüseanbau.

Gudrun S.K. in Erinnerung an die Arbeit des Vereins: selbst hiesige Erdproben wurden in einem Hannoveraner Institut einer Eignungsprüfung für den Kartoffel-und Rüben Anbau unterzogen, daraufhin sogar ein Lastzug mit Pflanzkartoffeln ins Land gebracht. Im Auftrag des Fördervereins beschaffte Gudrun S.K. gar einen Mähdrescher in Sachsen, mit mühevoller Transport-Organisation zum Fähranleger in Travemünde und weiter nach Kaliningrad zur Unterstützung der Bauerngemeinschaft. Tagesziel zwischenzeitlich erreicht!

Fahren nun hinein in das Gebiet der „Rominter Heide“. Einzigartige, naturbelassene Hügel-, Wald- und Heidelandschaft! Abseits der Straße parken wir den Wagen und folgen einem stillgelegtem, schneebedeckten Bahngleis, bis zu einem mächtigen Brücken-Viadukt, mit wahrlich beeindruckender Bogenkonstruktion. Der Blick in die Schlucht-Tiefe mit rauschendem Bach, ist schon romantiknah!

Daher bewegen große Pläne den Förderverein – im Verbund mit Christian Welscher von der Universität Greifswald – eben um Bestand und Erhalt der „Rominter Heide“ – ein waldflächiger Naturpark – mit Vision der Erweiterung und Gründung einer Entwicklungszone, als Modellregion für nachhaltige Bewirtschaftung!  Letztendlich gar das Antrags-Bestreben, dieses naturbelassene Gebiet zum UNESCO-Biosphärenreservat zu erklären (zeichnet für Schutz, Entwicklung und Logistik). d.h. Umweltschutz, ökologischer Landbau und sanfte Tourismuserschließung in Gänze, bürgen in wünschenswerter Konsequenz, für Arbeitsplatzbeschaffung und Lebenssicherung, sowie atmosphärisch beste Erholungs-Garantien! Selbst das deutsche Bundesumweltamt signalisiert Unterstützung für Entwicklungsplanung und Struktursicherung, sowohl für den russischen, als auch für den polnischen Teil dieses Naturreservats! Forstwirtschaftlich eingebunden ist hier schon Lutz Fähser, der das „Lübecker Modell“ des Stadtwaldes prägte.

Die „Rominter Heide“, in Fläche und Finanzierung, steht für ein sehr weit reichendes und umfangreiches Vorhaben, vorwiegend zu bewältigen u.a. mit dringend gewünschtem Sponsoring d.h. Sponsoren zu wecken, die mit Wertschätzung und Zuwendung – auch die Wichtigkeit erkennen – diese völkerverbindende Projektplanung zu begleiten und zu sichern! Entwicklungsstärkend und zielführend sind da ganz gewiss die Gründung von 5 thematischen AGs – Naturschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd, Tourismus und Umweltbildung, sowie Beteiligung und Kommunikation – die Christian Welscher im Dezember 2018 berief.

Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Hofanlage von Sergej Saez. Der Blick auf moderne Landmaschinen erstaunt schon, doch die Anhäufung von scheinbar nicht mehr verwertbaren Ausrüstungen und Geräteteilen, zeugt nicht von bester Entsorgungs- bzw. Lagerungsordnung. Sergej ist zwar nicht anwesend, dennoch überrascht uns seine Schwester Natascha mit vielen, landestypischen Gerichten.

Aufbruch zum Besuch der Meierei von Roman Berenidse. Allein betrieben von seiner Frau. Sie erzielt mit wahrlich kargster Laborausrüstung, Werte für ordnungsgemäße Milchanalysen. Die zu geringen Milchanlieferungsmengen ansässiger Bauern, sind jedoch ertragsbegrenzt und bieten keine Gewähr für einen ausreichenden Lebensunterhalt. Roman ist daher gezwungen, ausgleichend als Elektriker ganztägig zu arbeiten.

Auf unbefestigtem Weg erreichen wir zur Kaffeezeit, das Anwesen Nataschas und ihres früher zur See fahrenden Ehemanns. Idyllisch gelegen am Waldrand – auf Pachtland – im Besitz des russischen Staates, leben sie hier mit Ihren beiden Söhnen auch die – wen wundert´s – mit sicherem Handy- Klaviaturspiel! Naturerhalt der „Rominter Heide“, ist auch Nataschas Familie ein gewichtiges Anliegen, ausgerichtet aber auf Einkommensperspektive. Sie bemühen sich daher um sanfte Tourismus-Erschließung d.h. naturverbundenen Reisenden, Urlaubern und Wanderern, Unterkunft und Versorgung zu bieten. Die baldige Fertigstellung kleiner, aber gut ausgestatteter Wohneinheiten, ist bereits wegweisend! Sergejs Übernachtungsangebot für 16 Schlafplätze hinzugerechnet, ist hier in Summe, schon ein wirklich hoffnungsvoller Aufbruch zu erkennen, zusätzliches, gar naturförderndes Einkommen, zu generieren!

 

Weit ist die Rückfahrt nach KALININGRAD. Ein feurig-roter Sonnenuntergang, streift die am Straßenrand stehenden Bäume und zeichnet durch die kahlen Äste kräftige Konturen! Es war ein begegnungsreicher Tag! Freudige Überraschung……….Franziska, Gudruns Tochter erwartet uns im Hotel.

 

3 Tag
Donnerstag, 14. Februar 2019

Gudruns ehrenvoller Tag!

Vorerst ist jedoch eine Kaliningrad-Stadtrundfahrt geplant. Elena erwartet uns mit eigenem VW-Bus vor dem Hotel. Ob wieder Rushhour oder ohnehin alltäglicher Verkehr……….. PKWs, Sprinter, LKWs – Fahrzeuge aller Fabrikate – gar klimafreundliche, E-oberleitungsangetriebene , öffentliche Stadtbusse, sorgen für rege Verkehrsströme auf gut ausgebauten Straßen. Routiniert und sicher, lenkt Elena – auch erfahrene Reiseleiterin – den Wagen durch das frühere Königsberg/Ostpreußen – heute Teil der russischen Föderation, eine russische Enklave an der Ostsee.

Fast zu 90 % zerstört Ende August 1944, nicht etwa von der russischen Armee, sondern durch zwei nächtliche Luftangriffe der Royal-Air-Force. Kenntnisreich und klarsichtig spricht Elena über die deutsch-russische Geschichte Kaliningrad/Königsbergs, jahrzehntelang tabuisiert, erlebt sie nunmehr eine geradezu offenbarende Renaissance.

Schon von Weitem erkennbar, hauptstraßenseitig gelegen, nahe der früheren Altstadt, ein markantes, doppeltürmiges Hochhaus – unbewohnt – das „Haus der Räte“ bzw. „Haus der Sowjets“, im Verfallsmodus. Erbaut – aber nicht fertiggestellt – in den 1970er Jahren auf marodem Untergrund der gesprengten Ruine des ehemaligen Königsberger Schlosses, sollte es Verwaltungen und Geschäften Raum bieten. Statik-Probleme und nachfolgende-Investorendispute, machten diesem Gebäude jedoch letztendlich den Garaus!

Sehenswert auch – eingezäunt und geschützt – ein Areal alten Gemäuers – Altstadt-Ausgrabungen, gleich denen des Lübecker Gründerviertels. Doch das heutige Kaliningrad erlebt – erkennbar – seit Jahren einen beachtlichen Wiederaufbau- und Neubau-Boom. Appartementhäuser und moderne Hochhaus-Wohnblöcke, prägen die Straßenbilder.

Lokale, Restaurants, moderne Geschäfte, bieten eine Vielzahl an Dienstleistungen und Warenangeboten. Doch mit wachem Blick, bemerkt man auch Menschen, die von einem gewünschten Wohlstand nicht bedacht sind. Sichtbar im Besonderen in öffentlichen Fußweguntertunnelungen und hier auf den hinab-bzw. hochführenden Treppen.

Nicht alles zerstörte der Bombenhagel. Städtebaulichen Glanz bieten da Jahrhunderte alte Bauten, wie der Königsberger Dom, verbliebene Ruine, – in den 90iger Jahren wieder vollständig restauriert. Touristische Attraktionen und Stadtbildidentität gewähren u.a. auch das Brandenburger-, das Roßgärter-, das Sackheimer- und das Königs-Tor, sowie das Grabmal Emanuel Kants. Beachtlich massiv, das verbliebene Mauerwerk der ehemaligen Festungs- und Wehranlagen. Architektonisch geschickt gestaltet, An- und Neubauten in Verbundreihe mit erhaltenen klein- und großflächigen Altstadthäusern, beheimaten diese oft Museen und Verwaltungen. Kriegsunbeschädigt scheinen da die umliegenden Stadtteile. Überraschend der Bestand an Villen und gutbürgerlichen Häusern in den Straßen von Amalienau. Deutsche Vorkriegsarchitektur ist hier unverkennbar.

Höhepunkt der Stadtrundfahrt, so dann das Treffen mit Leonid Pliman vor der „Neuen Kaliningrader Synagoge“. Erfolgreicher Unternehmer, beharrlicher Wiederaufbau-Visionär für die vom Nazi-Regime während der Novemberpogrome 1938 zerstörten – an gleicher Stelle gestandenen – 1896 eingeweihten – früheren Synagoge.

Ob der Bau-Pläne anfangs belächelt, ficht Leonid P. fast 10 Jahre vehement und letztendlich doch erfolgreich, gegen behördliche Blockaden. Entstanden ist ein architektonisch beachtliches Bauwerk, mit maßgeblichem Anteils-Sponsering von Wladimir Kazmann, ebenfalls erfolgreicher Unternehmer in Kaliningrad. Die Innen-Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen, erfolgten die Eröffnungsfeierlichkeiten bereits in 2018. Voluminös die Weitflächigkeit des Gebetsraumes, mit überwältigen Blick in die Höhe der farbenprächtigen Kuppel. Feinste Fliesen und Ausstattungen, Aufenthalts- , Bewirtungs- und Sanitär-Räume in den darüber liegenden 2 Stockwerken, Fahrstuhl, Treppenaufgänge und digitale Technik, lassen Hochwertigkeit erkennen. Ein neues, beeindruckendes Zentrum für die fast 3.000, wieder in Kaliningrad lebenden Juden.

Nach dieser Besichtigungsvielfalt, kehren wir auf Elenas Empfehlung, zur Mittagszeit zum Essen ein. Russisches Menü, wirklich schmackhaft, was auf den Tisch kommt!

Rückfahrt zum Hotel, Ruhepause………. und am Nachmittag – in angemessenem textilen Outfit – per Taxi in das Hotel Radisson. Örtlichkeit für Empfang und Auszeichnung Gudruns. Eine Vielzahl illustrer deutscher und russischer Gäste – so auch der ehemalige Gouverneur Igor Egorov und der Vizegouverneur der Region Kaliningrad, Herr Dr. Igor Krasnyanskiy mit Stadtvertretern – ist bereits im Saal. Begrüßungs- und Vorstellungs-Szenarien spiegeln den erwartungsvollen Augenblick.

Herr Dr. Banzhaf, deutscher Generalkonsul, eröffnet den Festakt, begrüßt mit unverkennbar bayerischem Dialekt die Anwesenden und hält, in scheinbar stiller Bewunderung, die Laudatio auf Gudrun. Die Ordensverleihung an Frau Prof. Gudrun Schmidt-Kärner, Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, sei, ihr jahrzehntelanges, außergewöhnlich nachhaltiges Engagement, für den Austausch der Beziehungen zwischen Schleswig-Holstein und dem Kaliningrader Gebiet, zu würdigen. Im Besonderen ihre Bemühungen für den interkulturellen Erfahrungsaustausch, für karitative Hilfen und Zuwendungen, in den Bereichen Soziales, Landwirtschaft und Bildung.

Auch eine Grußbotschaft der Landesregierung Schleswig-Holstein bereichert den Festakt. Herr Stefan Musiolik – extra angereist – Kieler Referatsleiter für Ostseeangelegenheiten, bekräftigt mit sehr zugewandten Worten Gudruns Würdigung. Standhaft und sehr berührt, empfängt Gudrun alle Glückwünsche.

Wassili, guter, vertrauensvoller Freund und ehemaliger Leiter des Kinderheimes Selenogradsk, sichert mit seiner Kamera unermüdlich eine Vielzahl an Bildmotiven. Verständlich, dass es anschließend, für ein reichhaltig gedecktes Buffet, beherzten Zugriff gab. Eine Auswahl guter Weine vertiefte gar noch die gewünschte Völkerverständigung.

 

 

4 Tag
Freitag, 15. Februar 2019

Früh, 9:00 Uhr, erwartet uns Elena bereits vor dem Hotel. Gudruns Wunsch, ist ein nochmaliger Besuch im Haus „Chance“, sowie ein Gespräch mit den Pädagoginnen über Problemfälle im Haus.Mit Gesprächen und Anregungen für einen neuerlichen Jugendaustausch 6 Jugendlicher aus dem Haus „Chance“ in Schleswig-Holstein und möglichem Fortbildungsaufenthalt für ältere Pädagoginnen des Hauses, ebenfalls in Schleswig-Holstein, verabschieden wir uns mit einem baldigen Wiedersehen.

Die Zeit drängt, wir starten gen Ostsee, Richtung Kurische Nehrung. Unweit der Küste bietet ein Museum Einblick in Arbeit, Leben und Besiedelung früherer Generationen, erkennbar unter beschwerlichen Bedingungen. Schauerlich ist die Wetterlage, dennoch wagen wir auf sicheren Holzstegen den Dünenaufstieg. Ein würziger Duft längst verblühter Bepflanzungen, im Gemisch mit salzhaltigen, kräftigen Winden, streift uns beim Aufstieg zur Dünenhöhe. Grandios der Blick auf die in der Tiefe brodelnde, aufgewühlte Ostsee, bedeckt von der nebeligen Gischt sich brechender Wellen. Statt eines mutigen Sprungs ins Meer, wäre da ein Punsch ratsamer.

Auch Swetlogorsk/Rauschen und Selenogradsk/Cranz, bekannteste Ostsee-Bäder, nahe der Kurischen Nehrung, sind Ziel unser heutigen Fahrt. Unverkennbar und nicht kriegszerstört viele Häuser – großen Teils in gepflegtem Zustand – sprechen für eine scheinbar wieder erblühende Bäderstruktur. Sehr auffällig Neubauten größerer Hauseinheiten, sicherlich Appartements, für eine Stärkung des touristischen Angebots.Dennoch, den Promenadenweg zieren scheinbar unverändert typisch antiquarische Strand-Holzhäuser, ähnlich denen der Gründerzeit. Mit direktem Meerblick, sind sie vorwiegend gastronomisch belegt. Anlass für uns, sich mit einem letzten Mittagessen für die Heimreise zu stärken.

Zeitnah erreichen wir den Flughafen und verabschieden uns von Elena und Ihrem routinierten Fahrer, danken Ihnen für Aufwandund Mühen. Abschied aber auch hier von Gudrun und Franziska zu ihrem Rückflug nach Berlin.

 

gez. Jörg Siewers