Weihnachtsbrief 2020
Liebe Mitglieder, Freunde und Freundinnen des Fördervereins,
am 28.12.1990, also vor 30 Jahren, ging ich an Bord der „Amur“ im Hafen von Lübeck. Mitgeladen waren 12 Tonnen Hilfsgüter für die Schule 23 in Kaliningrad, die Lübecker Schüler und Studenten gesammelt hatten. Zusammen mit der Lübecker Hafengesellschaft war der Kontakt hergestellt worden. Um sicher zu gehen, dass die Hilfsgüter auch bei der Schule ankamen, hatte ich mich entschlossen, mitzureisen. Niemand wollte mich begleiten, also machte ich diese wunderbare, aufregende Erlebnisreise alleine. Nun, allen ist bekannt, dass daraus eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit vielen Bürgern im Kaliningrader Gebiet entstand. 1991, im April, fuhren wir mit 3 Kleinbussen voll Hilfsgütern und 11 jungen Menschen aus Lübeck wieder nach Kaliningrad. Im Sommer kamen Schüler und Schülerinnen sowie der Direktor Lasar Fukson und eine Deutschlehrerin nach Schleswig-Holstein und Lübeck und im Oktober gründeten wir dann den Förderverein. Also feiern wir im nächsten Jahr unser 30-jähriges Jubiläum.
Nun aber ein kleiner Rückblick auf das Jahr 2020, in dem viele unserer Vorhaben ja nicht umgesetzt werden konnten. Aber wir waren nicht untätig!
Im Februar konnten wir zum letzten Mal mit 3 Vorstandsmitgliedern Kaliningrad besuchen und entwickelten damals das Konzept für das Projekt “Altenpflege“, gemeinsam mit unseren zukünftigen Partnern. Details dazu, wie wir trotz aller Schwierigkeiten aktiv sein konnten, sind im Anhang nachzulesen.
Aus unserem Projekt „Haus Chance“, das ja nun schon seit 2003 von unseren bis heute hoch engagierten Pädagoginnen betreut wird, gibt es eine kleine, schöne Erfolgsgeschichte:
Dima war vor 10 Jahren im Haus als zu Betreuender 18-jähriger aufgenommen worden. Er machte eine Kochlehre, war aber damit nicht glücklich. Er interessierte sich eigentlich für Medizin. So halfen ihm die Sozialpädagoginnen, einen Platz in einer Fachschule für Medizin zu bekommen. Nach seiner Abschlussprüfung gelang es ihm, einen Studienplatz an der Medizinischen Universität in Smolensk zu erhalten. Er studierte fleißig, kam regelmäßig zu Besuch in das „Haus Chance“ und in diesem Sommer zeigte er den Betreuerinnen stolz seinen hervorragenden Abschluss: Er ist jetzt Doktor der Medizin und Facharzt für Neurochirurgie!
Auch über die sonstige Arbeit des Projektes mit seinen vielen Facetten kann man auf unserer Website mehr erfahren: www.fuer-kaliningrad.de
Nun zu unserem Projekt „Patenschaften“, das wir seit 1996 durchführen. Hier geht es um ganz persönliche Hilfen für einzelne junge Menschen in schwieriger Lebenssituation oder auch junge Familien, die von unseren Pädagoginnen weiter betreut werden. Jeder hier in Deutschland kann für 25 Euro im Monat so eine Patenschaft übernehmen, anonym oder auch im direkten Kontakt. Das Geld wird vierteljährlich ausgezahlt und die jungen Empfänger schreiben dann einen Dankesbrief, der von den Mitarbeiterinnen im Hanse-Office Kaliningrad GmbH übersetzt wird und wir senden ihn dann an die Paten. Wir würden uns gerade jetzt über mehr Patenschaften freuen. Der Bedarf ist groß!
Eine Frage beschäftigt uns zurzeit sehr: Die Öffentlichkeitsarbeit! Früher hatten wir einen sehr guten Kontakt zu den Lübecker Nachrichten, der ist nun leider nicht mehr möglich. Wie können wir unser so langjähriges Engagement für Frieden und Völkerverständigung als Lübecker Verein noch weiterhin bekannt machen? Wie können wir neue Mitglieder gewinnen? Eine Website alleine reicht da doch nicht aus! Aber diese wird nun neu bestückt und ich bitte Euch/ Sie alle, diese auch zu besuchen und Freunde und Bekannte über unsere Arbeit zu informieren. Es gibt ja den alten Spruch „Klappern gehört zum Handwerk“. Denn wir sind ja auch weiterhin auf Spenden für unsere Projekte angewiesen.
An dieser Stelle sagen wir allen unseren großen, großen Dank, für die Treue und natürlich ganz besonders für die Spenden!
Noch ein Wort zum Kaliningrader Gebiet. Es hat sich zu einem sehr fortschrittlichen beliebten Touristenziel für Bürger aus Moskau und Sankt Petersburg entwickelt. Wer mit uns in den 90-iger Jahren mal dort war, würde die Stadt kaum wiedererkennen. Besonders zu bemerken ist auch die Tatsache, dass sich sehr viele, vor allem junge Menschen, jetzt für die Geschichte dieses Gebietes interessieren. So treffen sich z.B. jeden Samstag eine große Gruppe von Freiwilligen zur Säuberung und Rekonstruierung der Ruine Neman (Ragnit). Eine sehr große ehemalige Burg an der Njemen (Memel), in der Nähe von Sowetsk (Tilsit).
Der Nationalpark Rominter Heide wird gepflegt und für den sanften Tourismus gestaltet.
Das Gebiet erhält eine neue kulturelle Vielfalt!
Sollte es mal wieder möglich sein, wäre ja auch eine gemeinsame Reise durchaus zu realisieren. Unsere Mitarbeiterinnen im Hanse-Office Kaliningrad werden uns sicher gerne dabei unterstützen.
Nun wünsche ich in dieser ganz besonderen Zeit, dass Ihr/ Sie viele frohe Stunden in Zufriedenheit und mit glücklichen Momenten erleben werdet. Allen unseren Mitgliedern wünschen wir Gesundheit und ein Jahr 2021 voller Hoffnung mit positiven Entwicklungen.
Gudrun Schmidt-Kärner