Kaliningrad Besuch vom 26. bis 31. Januar 2023
Kaliningrad Besuch vom 26. bis 31. Januar 2023
TeilnehmerInnen: Gudrun Schmidt-Kärner, Irina Beberniß und Theodor Siebel
Donnerstag, 26. Januar 2023:
Fahrt mit dem Eurocity EC59 von Berlin nach Danzig, sehr bequem und angenehm.
Berlin HBF ab 12:52 Uhr
Danzig an 18:27 Uhr
Im Zug haben wir den deutschen Generalkonsul von Kaliningrad, Herrn Hans Günther Mattern, durch Zufall getroffen. Er war auch auf dem Weg nach Kaliningrad, sozusagen nach Hause. Wir hatten während der Fahrt unterhaltsame, interessante und angenehme Gespräche.
Nach der pünktlichen Ankunft in Danzig am Hauptbahnhof um 18:27 Uhr wartete ein Taxi auf uns, welches uns bis zum Hotel „Tschaika“ in Kaliningrad gebracht hat. Die Grenzkontrollen sowohl auf der polnischen als auch auf der russischen Seite nahmen ihre Zeit in Anspruch. Unser Gepäck wurde durchleuchtet, wir wurden aber nicht kontrolliert, d. h. keine Leibesvisitation oder ähnliches.Unser Taxi erreichte unser Hotel „Tschaika“ ohne Unterbrechungen gegen 23:00 Uhr. Dort hat uns dann Tatjana Pavlova erwartet und beim Einchecken unterstützt bzw. geholfen. Wir waren fast die einzigen Gäste im Hotel. Unterbringung und Verpflegung waren gut und ließen keine Wünsche offen.
Freitag, 27. Januar 2023:
Am Freitagmorgen haben wir beim Frühstück im Hotel Vladimir Michailov getroffen. Er vertritt die deutsche Firma Cargobull, Hersteller von Sattelaufliegern, Aufbauten und Anhängern. Cargobull ist Marktführer in Europa im Nutzfahrzeugbau. Durch die Sanktionen gehen die Geschäfte schlecht.
Anschließend fahren wir zum
Treffen in Haus Chance.
Teilnehmerinnen des Gesprächs:
Anna, Viktoria, Tatjana, Irina, Svetlana und Lena vom Team des Hauses.
Gudrun, Irina und Theo vom Förderverein
Haus Chance
Die Pädagoginnen im Haus Chance betreuen seit 20 Jahren Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses, die im Alter von 16 bis 18 Jahren aus den staatlichen Heimen entlassen werden. Viele der Entlassenen sind aber nicht in der Lage ein eigenverantwortliches Leben ohne elterliche Unterstützung zu führen.
Diese Unterstützung und Betreuung der Jugendlichen übernimmt dann das Team im Haus Chance sehr erfolgreich.Viktoria, die Geschäftsführerin des Trägervereins OFFENE WELT, berichtet über ihre Arbeit im Haus Chance. Ihre Master-Arbeit in Soziologie hat sie über soziale Waisen im Kaliningrader Gebiet erstellt.
Vom Team des Haus Chance werden 25 – 30 Jugendliche und 40 – 45 Familien ambulant betreut. Für sehr viele Jugendliche und junge Erwachsene ist die Einrichtung ein Ersatz für das Elternhaus. Manche haben auch nach Jahren noch regelmäßig Kontakt und kommen sowohl bei freudigen als auch bei belastenden Ereignissen um einerseits die Freude, andererseits aber auch die Trauer mit den Pädagoginnen zu teilen. Wie in einem guten Elternhaus stehen die Pädagoginnen ihnen auch nach Jahren noch mit Rat und Tat zur Seite.
Im letzten Jahr hat das Team zum dritten Mal den Präsidenten-Fonds gewonnen. Auch in diesem Jahr will Anna mit Unterstützung des ganzen Teams wieder einen Antrag stellen, in dem neue Schwerpunkte ihrer Arbeit vorgestellt werden. Große Chancen rechnen sie sich aller-
dings nicht aus, weil es der vierte Antrag ist.Des Weiteren will das Team an der Ausschreibung des Sozialministeriums für soziale Dienstleistungen teilnehmen. Sie möchten in den Katalog der bezuschussten Dienstleister aufgenommen werden, um auch durch diese Arbeit wirtschaftlich unabhängiger zu werden.
Nachdem Viktoria einem regionalen Radio-oder Fernsehsender ein Interview gegeben hat und zeitgleich die Internetseite von Haus Chance neugestaltet wurde, gingen einige kleine Spendengelder ein.
Acht Jugendliche wohnen zurzeit im Haus und einer wohnt zur Probe in einem Heim. Aktuell sind es nur Jungs im Alter von 18 – 24 Jahren.
- Ein Jugendlicher wurde zur Armee eingezogen, er sei aber auch freiwillig zur Armee gegangen und habe sich für 2 Jahre verpflichtet. Ein wesentlicher Motivationsgrund war für ihn wohl der gute Verdienst im Vergleich zur heimischen Wirtschaft. Alle anderen seien wegen gesundheitlicher Probleme vom Militärdienst freigestellt worden.
- Ein Jugendlicher ist psychisch krank, leidet unter Impulsdurchbrüchen, was sich in aggressivem Verhalten äußert. Anna hat eine Mentorin für ihn gefunden. Er hat Probleme mit Alkohol und bildet sich im Boxen aus.
- Ein 21-jähriger ist geistig behindert, lebt im Heim und leidet unter Wahnvorstellungen.
- Zwei Jugendliche haben eine eigene Wohnung in der Stadt erhalten,
- zwei Mädchen aus der Tagesbetreuung ebenfalls.
- Drei Jugendliche studieren Schiffsbaumechanik, das Studium dauert 5,5 Jahre,
- einer geht zur Fachschule,
- zwei sind in einem Betrieb fest angestellt,
- zwei haben Nebenjobs und
- zwei sind in einer Ausbildung.
Waisen, sowohl soziale als auch natürliche Waisen, werden im Studium staatlich unterstützt, sind vom Wehrdienst befreit und erhalten freie Verpflegung und Kleidung.
Alle Bewohner zahlen ein reguläres Hausgeld. Zurzeit wohnen nur junge Männer im Haus. Bei gemischter Bewohnerschaft, wenn es nicht 50% Jungs und 50% Mädchen waren, gab es vermehrt Konflikte.
Eine große finanzielle Belastung für Haus Chance ist die jährlich anfallende Grundsteuer von 2’000,00 €, entsprechend 148’000,00 Rub (zum aktuellen Kurs von Ende Januar 2023: 1 € @ 75 RUB).
Viktoria versucht eine Befreiung von der Grundsteuer zu erreichen, weil OFFENE WELT, der Trägerverein von Haus Chance, eine NGO ist und keinen wirtschaftlichen Gewinn erzielt.
Die Kommunalabgaben wie Strom, Wasser und Heizung betragen in den privaten Haushalten im Winterhalbjahr monatlich 5’000 bis 7’000 RUB @ 66 € – 95 €, im Sommerhalbjahr ca. 3’000 RUB @ 40 €. Haus Chance hat im Jahr 160’000-180’000 RUB an Ausgaben für die Kommunalabgaben, was 2’100 € bis 2’400 € im Jahr entspricht (1 € @ 75 RUB).
Anna und Elena betreuen eine psychotherapeutische Gruppe im Haus Chance mit 16 Jugendlichen in der Grundgruppe, insgesamt haben 22 Jugendliche teilgenommen. Die Jugendlichen haben sich geöffnet und gut mitgearbeitet. Es haben 10 Treffen stattgefunden. Bei den Jugendlichen besteht der Wunsch, diese Treffen fortzusetzen.Die Geschäftsführerin Viktoria erklärt, dass die Finanzierung des Haus Chance exakt bis zum 31. Juli 2023 gesichert ist. Danach ist alles offen?!
In der 2. Juniwoche dieses Jahres wird das 20-jährige Bestehen des Haus Chance gefeiert. Gudrun bittet die NGO OFFENE WELT darum, ein entsprechendes Fest zu organisieren. Sie wird auch die Liste der einzuladenden Gäste erstellen.
Patenschaften
Ein in der jetzigen Zeit sehr wichtiges Projekt des Fördervereins sind die Patenschaften für Jugendliche und deren Familien in Kaliningrad. In diesem Jahr zahlen vier Nichtmitglieder und elf Vereinsmitglieder monatlich 25,00 €, also 300,00 € im Jahr zur Unterstützung einer oder eines Jugendlichen in Kaliningrad. Svetlana und Lena vom Team des Haus Chance betreuen die Patenschaften. Meistens erhalten die Spender 2 x im Jahr einen Dankesbrief von den Jugendlichen, vor allem von den häufig alleinerziehenden jungen Müttern.
Mittagessen auf Einladung von Igor Krasnjanskij
Zum Mittagessen werden wir von Igor Krasnjanskij (Vorsitzender der NGO OFFENE WELT) ins Restaurant El Greko eingeladen. Zum Beginn der Hilfslieferungen war er Leiter der Zollbehörde in Kaliningrad und für die Kontrolle der eingeführten Waren verantwortlich und später der Transportminister in der Kaliningrader Regierung. Aktuell bekleidet er das Amt des Vorsitzenden der NGO OFFENE WELT. Er hat uns unter anderem über die Schwierigkeiten der Verteilung der Hilfsgüter in den 90er Jahren berichtet. Unteranderem hat er für die Anklage und Verurteilung eines Kaliningraders gesorgt, der mit den Hilfsgütern auf dem Schwarzmarkt Geld verdienen wollte. Igor Krasnjanskij hat dann konsequent dafür gesorgt und entsprechende Kontrollen durchgeführt, dass die Hilfsgüter auch in den Kinderheimen und Schulen verteilt wurden.
Besuch der Sozialministerin Angelika Meister
Anschließend besuchen wir die Sozialministerin, die in wenigen Tagen ihr zehnjähriges Dienstjubiläum als Sozialministerin begeht. Unser Gespräch findet ohne Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter der Ministerin statt, wie es sonst üblich war. In der Oblast existieren 4 Zentren zur Familienunterbringung mit à 40 Kindern. Im Gebiet leben 3’200 Waisen, die meistens in Ersatzfamilien untergebracht sind. Ziel des Sozialministeriums ist immer, die Unterbringung der Waisen in Pflegefamilien zu ermöglichen.
Jede Pflegefamilie erhält je Kind ca. 600’000 RUB @ 8‘000 € einmalig, um die Wohnung für das Pflegekind zu besorgen. Das Kindergeld beträgt ca. 7’000 RUB @ 93 € pro Monat für jedes Kind.
Die Altenpflegeeinrichtungen haben unter der Covid-19-Pandemie sehr gelitten. Für ein halbes Jahr wurden die Einrichtungen wie Geschlossene Einrichtungen geführt. Durch diese belastenden Arbeitsbedingungen bestand eine hohe Personalfluktuation.
Aufgrund der aktuellen politischen Situation ruht das Altenpflegeprojekt des Fördervereins. Da wir aber fest davon überzeugt sind, dass es auch nach dieser Krise ein Danach gibt, haben wir die Hoffnung noch nicht aufgegeben und warten auf das politische Tauwetter.
Treffen mit den Jugendlichen
Nachmittags haben wir uns dann für eine Stunde mit den Bewohnern im Haus Chance getroffen. Es war ein offenes Gespräch. Ein Jugendlicher, der wohl schon in mehreren Heimen gewohnt hat, hat die Wohnbedingungen, aber insbesondere das Personal gelobt. Für ihn ist es die bisher beste Heimeinrichtung, die er je erlebt hat. Unverständlich ist für ihn unser Engagement in Kaliningrad. Dieses altruistische und zivilgesellschaftliche Engagement hat er bisher noch nicht kennengelernt. Er ist sehr überrascht und erstaunt.
Abendessen mit den ehemaligen Praktikantinnen und Praktikanten
Abends treffen wir uns mit einigen ehemaligen Praktikantinnen und Praktikanten zum Essen im Parmesan:
- Natalja arbeitet bei der Firma Hipp, Hersteller von Babynahrung. Im Jahre 2006 eröffnete der deutsche Babynahrungshersteller HIPP in der kleinen Grenzstadt Mamonowо eine Produktionsstätte für Babynahrung, Säfte und andere Getränke.
- Elena war einige Jahre Leiterin des Hanse-Büros Kaliningrad.
- Andreij, arbeitet als Dolmetscher und Reiseführer, war früher Direktor im Deutsch-Russischen Haus und ist jetzt Vorstand im Verein der Freunde Kants.
- Jevgenij Soldatov wohnt und arbeitet in Kaliningrad. Seine Frau mit drei Kindern wohnt in Moskau.
- Vera Petrochenkova arbeitet an der Kant-Universität als Deutschdozentin.
Samstag, 28. Januar 2023:
Tatjana Pavlova holt uns ab und fährt mit uns in die Rominter Heide.Dort besuchen wir als Erstes Sergej Saez und seine Frau Marina. Zur Begrüßung gibt es beim Essen einen Samagon (selbstgebrannter Schnaps) als russische Spezialität. Wir werden reichlich bewirtet und er berichtet u.a., dass er einen neuen großen Stall für Milchkühe baut. Möglicherweise ist die vermehrte Nachfrage nach Kuhmilch den Sanktionen geschuldet, weil dadurch viele Importe, auch im Lebensmittelbereich wegfallen.
Anschließend fahren wir zu seiner Schwester Natascha Dobrovolskaja und essen dort zu Mittag. Natascha und ihr Mann bieten Ferienwohnungen oder auch Zimmer zum Wochenendurlaub mit Vollpension an. Außerdem richten sie auch große Feiern wie Hochzeiten aus. Ihre Unterkünfte sind von den Kaliningraderinnen und Kaliningradern wohl sehr begehrt. Nach der 2,5-stündigen Rückfahrt trinken wir noch einen Absacker im Cafe Parmesan.
Sonntag, der 29. Januar 2023
Zum Frühstück treffen wir uns mit Viktor Romanovskij, ehemaliger Außenminister der Oblast Kaliningrad. Grund seines Besuchs ist der Wunsch seiner Tochter Stefania Romanovskaija, geboren am 10. März 1986 in Kaliningrad, nach Deutschland zu kommen. St. R. hat Psychologie studiert, aber noch nie in ihrem Beruf gearbeitet.
Seit 10 Jahren wohnt sie in Polen und arbeitet dort als Verkäuferin. In diesem Jahr wollen die polnischen Behörden das Visum aber nicht verlängern. Sie möchte aber unter gar keinen Umständen wieder nach Kaliningrad (Russische Föderation) zurück. Sie spricht Englisch, aber kein Deutsch. Deutsch will sie wohl zügig lernen.
Anschließend fahren wir mit Tatjana Pavlova nach Jantarnyj (früher Palmnicken) zur Gedenkveranstaltung des Verbrechens von Palmnicken.
Am 27. Januar 2011 wurde unweit von Jantarnyj ein Denkmal zur Erinnerung an ein Verbrechen aufgestellt, das die Nazis am Ende des Zweiten Weltkriegs verübten. Es stellt Hände dar, die sich gen Himmel recken und verzweifelt versuchen, sich am Leben festzuklammern. Das mehrere Meter hohe steinerne Denkmal des aus Danzig stammenden israelischen Bildhauers Frank Meisler symbolisiert den verzweifelten Überlebenskampf von über 3’000 jüdischen KZ-Häftlingen, die in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1945 von SS-Wachleuten am Ostseestrand von Palmnicken ermordet wurden. (Aus: Kaliningrad, Königsberg, Das Kaliningrader Gebiet mit Memelland und Kurischer Nehrung von Gunnar Sturz: Das Verbrechen von Palmnicken, Trescher Verlag, 4. Auflage 2022).
Jedes Jahr findet zu dieser Zeit eine Gedenkveranstaltung statt, die von der jüdischen Gemeinde Kaliningrads organisiert wird. Mitglieder der jüdischen Gemeinde, der Generalkonsul der deutschen Vertretung in Kaliningrad Matern, der Kaliningrader Gouverneur und viele andere Menschen nehmen an dem 6,6 km langen Marsch teil. Er beginnt in Russkoje und endet am Denkmal in Jantarnyi. Er soll an den Todesmarsch der jüdischen Frauen und Kinder am 31. Januar 1945 erinnern.Bei der Gedenkveranstaltung treffen wir auch Lena Senkova und Alexander Pachomowskij.
Es war schon ein bewegendes Gedenken! Nach der Veranstaltung gehen wir gemeinsam mit Lena, Alexander und dem Generalkonsul in einem Lokal in Jantarnyi zum Essen.
Nachmittags besuchen wir Wassilij und Ludmilla Issaev in Selenogradsk. Auch hier werden wir fürstlich bewirtet. Die Vergangenheit ist unser Gesprächsthema. Wassilij Issaev, der ehemalige Kinderheimdirektor und spätere Leiter der Abteilung für Waisenkinder im Bildungsministerium, war für Gudrun Schmidt-Kärner der erste Kontakt beim Aufbau der Hilfsgüterlieferungen 1992.
Abends treffen wir uns mit Lena Senkova und ihrem Mann Alexander Pachomoskij, ebenfalls eine ehemalige Praktikantin und ein ehemaliger Praktikant im „Season“ zum Abendessen und Absacker. Zwischenzeitlich sind sie sehr erfolgreiche Unternehmer und vertreiben aktuell Wurstwaren. Ihre Produktionsstätte befindet sich in Salessije (Zales’e). Angefangen haben sie vor Jahren mit einem Gewürzhandel.Beide haben uns während dieser Reise finanziell sehr unterstützt, abends zum Essen eingeladen und auch die Taxifahrt von Danzig nach Kaliningrad bis vors Hotel bezahlt.
Montag, der 30. Januar 2023
Zum Frühstück treffen wir uns nochmals mit Viktoria Schumilina, Anna Anzuta. und Tatjana Pavlova zu unserem letzten Gespräch. Es geht vor allem um die Unterstützungsmöglichkeiten des Projektes Haus Chance durch den Förderverein.Die Zahlung von Patenschaftsgeldern ist wohl möglich, da es sich um persönliche Kontakte handelt.
Von 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr besuchen wir die Leiterin der Agentur für internationale und interregionale Beziehungen der Kaliningrader Regierung, Ala Ivanova. Leider ist die Leiterin erkrankt, so dass wir von ihrer Vertretung Liana Maximowa empfangen werden. Das Projekt Haus Chance ist ihr bekannt. Sie selbst hat auch Interreg Projekte betreut.
Interreg ist eine Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), welche auf die Förderung der Zusammenarbeit zwischen EU-Mitgliedstaaten und benachbarten Nicht-EU-Ländern abzielt.Nach wie vor wird der Kontakt zu NGO’s befürwortet. Die Russische Föderation befürwortet die Aufrechterhaltung dieser Kontakte. Sergej Saez und Natascha Dobrovolskaja sind ihr persönlich bekannt.
Am Montag besuchen wir auch den deutschen Generalkonsul Hans Günther Mattern in seinem Amtssitz. Es ist ein interessantes Gespräch über die Möglichkeiten unserer Arbeit in Kaliningrad: Der zivilgesellschaftliche Austausch ist von offizieller deutscher Seite nach wie vor erwünscht, denn Es gibt immer ein Danach! wie Wolfgang Apitz sagt.
Die Vertretung Brandenburgs in Kaliningrad wurde zum 31.12.2022 geschlossen, da deren Vertreter Herr Dr. Stein plötzlich und unerwartet verstorben ist.
Lettland hat sein Büro ebenfalls geschlossen. Litauen, Polen und die BRD sind vor Ort noch durch eine Repräsentanz vertreten. Litauen stellt selten Visa aus, wenn, dann nur Transitvisa für Russen!
Russland behindert die Arbeit der Repräsentanzen. Ein Visum für Deutschland ergibt keine absolute Sicherheit für die Einreise nach Deutschland. Der kontrollierende Beamte bei der Einreise entscheidet letztendlich, ob die Einreise erlaubt ist oder nicht.
Die Kaliningrader Ministerien können beschließen, was sie wollen. Wenn es dem FSB (Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation) nicht gefällt, hat das Ministerium keinerlei Möglichkeiten, diese Beschränkungen zu umgehen oder sogar aufzuheben. Man muss also „Unter dem Radar bleiben“ und darf in der Öffentlichkeit nicht auffallen, weil man ansonst als „Ausländischer Agent“ disqualifiziert wird und möglicherweise auch mit einer Einreisesperre belegt wird.
Diese Umstände machen eine Hilfe sehr schwierig. Haus Chance kann also von uns keine finanzielle Unterstützung erhalten, weil sie dadurch auch in große Schwierigkeiten kommen können und z.B. jeglicher staatlicher Unterstützung verlustig gehen könnten. Des Weiteren sind nach wie vor keine Hospitationen oder Praktika des Kaliningrader Personals in Lübeck oder Umgebung möglich.
Wir können also nur über Umwege finanziell unterstützen, damit die Herkunft unseres Geldes in der Buchführung nicht nachvollzogen werden kann. Zum Mittagessen mit Tatjana Pavlova treffen wir uns in der Pizzeria „Papscha Beppe“, ganz in der Nähe des ZOB.
Mit 2 Stunden Verspätung fahren wir um 17:00 Uhr mit dem Linienbus von Kaliningrad nach Danzig. Mit der Verspätung einbezogen hat die Fahrt von Kaliningrad nach Danzig 7 Stunden gedauert. Für die Grenzabfertigung benötigten wir 1,75 h (1 h auf der russischen und 0,75 h auf der polnischen Seite). Das Gepäck wurde durchleuchtet, wir wurden aber nicht gefilzt. Wir kommen gegen 22:00 Uhr in Danzig ganz in der Nähe des Bahnhofs und des Hotels „Craft Beer Center Hotel“ an. Nach einem kleinen Abendessen und einem Schlaftrunk (Bier) geht es auf die Zimmer.
Am nächsten Morgen fahren wir nach einem guten Frühstück pünktlich um 09:31 Uhr mit dem Eurocity nach Berlin. Gudrun hat damit ihr Ziel erreicht. Irina und ich steigen in unseren Anschlusszug nach Hamburg und von dort nach Lübeck um. Wir sind froh, nach dieser erlebnisreichen Reise wieder zuhause zu sein.
Alle Kaliningraderinnen und Kaliningrader, mit denen wir gesprochen und uns ausgetauscht haben, haben sich über unseren Besuch sehr gefreut, es waren 25 liebe Menschen.
Theodor Siebel Oldenburg, den 27. März 2023